Nach wie vor aktuell –  Staupe

Bei der Staupe (engl. Canine distemper) handelt es sich um eine weltweit vorkommende, hochgradig ansteckende Virusinfektion, die vor allem bei Hunden bekannt ist.

Eine Infektion kann klinisch unauffällig, mit Fieber und vorübergehend gestörtem Allgemeinbefinden, aber auch mit hohem Fieber und plötzlichem Versterben verlaufen. Auch wenn tödliche Verläufe nicht die Regel sind, wird das Tier durch die Infektion meist so geschwächt, dass es anfällig für weitere Infektionserreger wird.

Vermehrter Welpenhandel mit osteuropäischen Staaten erhöht das Risiko einer Seucheneinschleppung. Illegale Importe nach oder durch Deutschland stellen für die häufig viel zu jungen, nicht ausreichend geimpften und sozialisierten Welpen ein nachhaltiges Trauma dar.

Historie

Staupe ist eine seit mehr als 200 Jahren bekannte Krankheit. Sie wurde unter anderem schon von Edward Jenner (1809) beschrieben. Carré, dessen Name in der der französischen Bezeichnung der Krankheit („Maladie de Carré“, Carrésche Krankheit) verewigt ist, zeigte bereits 1905, dass es sich beim Staupeerreger um ein Virus handelt.

Erreger und Erregerreservoir

Das Canine Staupevirus (CDV, Canine Distemper Virus) oder Hundestaupevirus wird immer wieder auch bei Wildtieren nachgewiesen, einige Virusstämme scheinen sich besonders gut an Wildtiere angepasst zu haben. Neben Hundeartigen wie Fuchs, Marderhund oder Wolf erkranken auch Marderartige wie Dachs, Baum- und Steinmarder, Iltis, Wiesel, Fischotter, und in zunehmendem Maße der Waschbär. Die Staupe ist eine der wichtigsten Raubtierkrankheiten.

Eine interessante Stellung nehmen die Katzenartigen ein, die trotz Infektion in der Regel nicht erkranken.  Gegen diese Annahme spricht allerdings das immer wieder zu beobachtende Auftreten von Staupe bei Löwen in der Serengeti.

Das Canine Staupevirus ist eng mit dem Masernvirus des Menschen verwandt, für Menschen ist das Virus allerdings ungefährlich. Verwandt ist es zudem mit dem Seehundstaupevirus, das Tausende von Seehunden an Nord- und Ostsee 2002 verenden ließ.

Übertragung

Die Erregerübertragung erfolgt über den direkten Kontakt zu erkrankten Tieren und deren Ausscheidungen (Speichel, Nasen-, Augensekret, Kot und Urin). Obwohl das Virus in Kot und Harn vorhanden sein kann, scheinen diese in der Übertragung eine untergeordnete Rolle zu spielen. Aber auch über gegenseitiges Belecken, durch das Einatmen Erreger-haltiger Aerosole oder auch über Tröpfcheninfektion, beispielsweise durch Husten oder Niesen, stecken sich empfängliche Tiere an oder wenn sie kontaminiertes Futter bzw. Wasser aufnehmen.

Eine indirekte Erregerübertragung durch Hände, Kleidung, Schuhe, Futternäpfe usw. ist zwar möglich, bei der Staupe aber nur von geringer Bedeutung, da das Virus in der Umwelt nicht besonders widerstandsfähig ist.

Bei akut infizierten Tieren hört die Virusausscheidung normalerweise mit dem Abklingen der klinischen Symptome auf. Bei chronisch infizierten Tieren kann das Virus im Nervengewebe, Haut und Augen verbleiben und vermutlich noch Jahre später Symptome hervorrufen.

Generell sind junge Tiere empfänglicher als ältere. Problematisch ist, dass erwachsene Tiere zwar das Virus beherbergen und auch ausscheiden können, aber selbst nicht sichtbar erkranken müssen und damit als „stille“ Überträger fungieren. Viren können bis 90 Tage nach der Infektion ausgeschieden werden.

Symptomatik

Aufgrund einer ähnlichen Krankheitssymptomatik wie bei der Tollwut, z.B. die ungewöhnlichen Verhaltensänderungen (Verlust der natürlichen Scheu, Apathie, Bewegungsstörungen oder auch Aggressivität), werden Menschen auf die Krankheit bei wildlebenden Tieren zumeist erst aufmerksam, wenn sie z.B. den apathisch wirkenden Waschbären oder einen torkelnden Fuchs in der Natur antreffen. Totfunde und „verhaltensauffällige“ Tiere sollten zum Ausschluss der gefürchteten Tollwut einer Untersuchung zugeführt werden.

Die klinischen Symptome bei der Staupeinfektion hängen einerseits vom Virusstamm, Umweltbedingungen und andererseits von der Konstitution, vom Immunstatus und vom Alter des Individuums ab.

Die Inkubationszeit beträgt meist 3 bis 7 Tage, sie kann aber auch mehrere Wochen betragen. Die Krankheitsdauer variiert ebenfalls und  kann 4 bis 6 Wochen betragen.

Die Krankheit beginnt mit einer zweigipfligen Fieberphase, wobei der erste Fieberanstieg, 3 bis 6 Tage nach der Infektion, oft unbemerkt verläuft. Die zweite Fieberphase, die einige Tage nach der ersten auftritt, geht dann meist mit Nasenausfluss, Bindehautentzündung und  Fressunlust einher.

Ganz allgemein können Erscheinungen im Atmungs- und Verdauungstrakt mit Atembeschwerden, Husten, eitrigem Nasenausfluß, Erbrechen und Durchfällen beginnen und im „nervösen Stadium“ zu schwersten Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems (Epileptische Anfälle, Lähmungen ) führen. Seltener werden auch Hautveränderungen beobachtet.

Es gibt vier mögliche Verlaufsformen:

  • Magen-Darm-Form: Erbrechen, Fressunlust, Durchfall
  • Atemwegs-Form: Eitriger Nasenausfluss, Husten, Atemnot
  • Gehirn und Nerven-Form: Epileptische Anfälle, Lähmungen
  • Haut-Form: Verhornung von Nase und Zehenballen (Hard Pad Disease)

Das Staupevirus hat einen negativen Einfluss auf das Immunsystem und begünstigt so zusätzliche bakterielle und parasitäre Sekundärinfektionen. Vor allem bakterielle Sekundärinfektionen verschlimmern das Krankheitsbild regelmäßig. Aber auch weitere virale Erkrankungen können gleichzeitig mit der Staupe auftreten.

Der  Verlust an Körperwasser führt zur massiven Austrocknung der Tiere.

Bei der Hautform treten infolge von Sekundärinfektionen an den Innenflächen der Schenkel und auf der Ohrinnenfläche Bläschen und Pusteln zusammen mit einer starken Hautrötung auf. An den Fussballen kann eine übertriebene Hornbildung vorkommen, v.a. beim Waschbär und Hund. Bei Marderartigen können Augenlider, Lippen und Anus anschwellen.

Infizieren sich junge Hunde während des Zahnens, kommt es zu Zahnschmelzdefekten, so dass sich das typische  „Staupegebiss“ ausbildet.

Mit der Dauer der Krankheit verlieren die Tiere an Kondition. So können kranke wie auch erholte Individuen zusätzlich stark abmagert sein.

Prävention/Prophylaxe

Da Wildtiere Erregerreservoire des Staupevirus darstellen, besteht auch für jagdlich geführte und freilaufende Hunde bei Kontakt eine akute Gefahr.

In den letzten Jahren sind auch in Deutschland wieder vermehrt Staupefälle aufgetreten. Als Ursachen werden eine gewisse Impfmüdigkeit der Besitzer als auch ein zunehmender Import von Hunden ohne ausreichenden Impfschutz vermutet. Generell sind Tiere jeden Alters gefährdet. Besonders häufig erkranken jedoch junge, ungeimpfte Hunde im Alter von drei bis sechs Monaten. Eine spezifische Behandlung gibt es nicht, die Erkrankung endet oft tödlich. Auch nach überstandener Erkrankung leiden die Hunde häufig an zentralnervösen Spätfolgen („Staupe-Tick“). Charakteristische Spätfolgen sind außerdem  “Hartballenkrankheit” und “old dog encephalitis”.

Einen wirksamen Schutz vor dieser Krankheit lässt sich durch prophylaktische Impfungen unserer Vierbeiner erreichen. Beim erkrankten Tier kann auch eine passive Impfung erfolgen und eine Behandlung versucht werden, ein Erfolg ist allerdings nicht immer zu verzeichnen.

Seit vielen Jahren existieren für Haushunde wirksame Impfstoffe. Auf die Grundimmunisierung ist sowohl bei Welpen als auch älteren Hunden zu achten.

Um einen dauerhaften Infektionsschutz zu gewährleisten, muss die Impfung gegen die Staupe regelmäßig aufgefrischt werden.

Staupeviren sind ziemlich empfindlich gegenüber Licht, Hitze und Trockenheit. Bei tiefen Temperaturen können sie hingegen Wochen bis Jahre überleben! Übliche Desinfektionsmittel inaktivieren das Virus.