Brucellose

Feldhase vor Hecke - Foto: S. Ott/Piclease

Die Brucellose gehört weltweit zu den häufigsten bakteriellen Erkrankungen, die bei Menschen und Tieren gleichermaßen vorkommt (Anthropozoonose). Sie wird meist von Tieren auf den Menschen übertragen. Der bedeutendste Übertragungsweg ist der Verzehr von roher Milch und Rohmilchkäse, seltener von rohem Fleisch, und hierbei die Infektion mit dem Erreger, den sogenannten Brucellen.

In Mittel- und Nordeuropa wurde die Brucellose in den Nutztierbeständen erfolgreich bekämpft und ist nur mehr ein seltenes Ereignis. In diesen Ländern erkranken daher auch kaum noch Menschen an der Infektion.

Eine Infektionsgefahr besteht jedoch beim Verzehr von tierischen Lebensmitteln, die in Teilen des Mittelmeerraums, auf der arabischen Halbinsel, im Mittleren Osten, in Afrika sowie in Mittel- und Südamerika hergestellt werden. In der Regel ist hier der Verzehr von roher Ziegenmilch und rohem Schafskäse die Ursache der Infektion. Bei Reisen in diese Regionen sollten zum Schutz vor einer Infektion daher Milch, Milchprodukte und Fleisch nicht roh verzehrt werden.

Fakten zur Brucellose

Eigenschaften

Infektionen, ausgelöst durch Brucellen (Gattung Brucella), werden als Brucellose bezeichnet. Je nach Erregertyp werden unterschiedliche Arten der Brucellose unterschieden. Brucellen sind empfindlich gegenüber der Einwirkung von Hitze und Desinfektionsmitteln. In Urin, Kot, Staub, Wasser oder Erde und insbesondere auch in Milch und Milchprodukten können sie mehrere Tage bis zu einigen Wochen überleben und infektiös bleiben.

Die Krankheit ist bei Haus- und Nutztieren mit größeren regionalen Unterschieden weltweit verbreitet; der Mensch ist besonders durch infizierte Nutztiere gefährdet. Die meisten Patienten infizieren sich während eines Aufenthalts in bestimmten Regionen im Ausland. In Deutschland ist die Brucellose eine beim Menschen meldepflichtige Krankheit, d.h. die Untersuchungseinrichtungen bzw. Ärzte müssen einen Brucellose-Nachweis dem zuständigen Gesundheitsamt melden Infektionsschutzgesetz). Pro Jahr werden in Deutschland rund 40 Neuerkrankungen an Brucellose dem Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet.

Bei Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen ist die Brucellose eine anzeigepflichtige Tierseuche. In Deutschland gelten die Rinder-, Schaf- und Ziegenbestände seit dem Jahr 2000 als amtlich frei von Brucellose, lediglich in Schweinebeständen werden sporadisch Ausbrüche gemeldet. Zu vermuten ist, dass die Brucellose ebenfalls in den Wildschweinebeständen vorkommt. Beim Wildtier besteht jedoch keine Anzeigepflicht.

Brucellose beim Mensch

Das für den Menschen relevante Erregerreservoir von Brucellen sind Nutztiere, vor allem Schafe, Ziegen, Rinder oder Schweine. Als humanpathogen sind die Vertreter Brucella melitensis, Brucella suis, Brucella abortus und eingeschränkt Brucella canis beschrieben. Der Erregertyp Brucella abortus kommt bei Rindern vor, Brucella melitensis vorwiegend bei Ziegen und Schafen, Brucella suis bei Schweinen.

Die Übertragung erfolgt direkt vom Tier auf den Menschen oder über Lebensmittel, die vom Tier gewonnen werden. Eine Infektion von Mensch zu Mensch ist nahezu ausgeschlossen. Personen, v.a. Jäger, die (Wild)Fleisch be- und verarbeiten, sollten sich einer möglichen Infektionsgefahr bewusst sein und entsprechende Schutzmaßnahmen einhalten.

Der Erreger gelangt über die Schleimhäute oder kleine Verletzungen in der Haut in den menschlichen Körper. Nach dem Eindringen werden sie von Zellen des Immunsystems zu den nächstgelegenen Lymphknoten transportiert. Dort können sie von der Lymphe in die Blutbahn und weiter zu verschiedenen Organen (wie Milz, Leber) oder in das Knochenmark gelangen und dort Entzündungsherde verursachen.

Die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Brucellose (Inkubationszeit) ist sehr variabel: Sie kann nur fünf Tag lang sein, aber auch mehr als zwei Jahre betragen. Bei etwa 90 Prozent aller Betroffenen verläuft die Brucellose ohne oder nur mit leichten Symptomen (sog. subklinischer Verlauf).

In fünf bis zehn Prozent der Fälle verläuft die Erkrankung entweder akut oder chronisch. Dabei zeigen sich ganz unterschiedliche Symptome. Erste Symptome einer akuten Brucellose sind unspezifische Krankheitsanzeichen wie beispielsweise: Fieber, Schüttelfrost, Appetitlosigkeit und Müdigkeit. Die Lymphknoten sind vergrößert.

Wird eine Brucellose nicht erkannt und nicht behandelt, kann sich nach dem Auftreten der akuten Symptome eine chronische Brucellose entwickeln, mit verminderter Leistungsfähigkeit, Schweißausbrüchen und depressiven Phasen. Außerdem befinden sich meistens dauerhafte Entzündungsherde in der Leber, Milz oder den Knochen.

Brucellose bei Wildtieren

Brucellen sind für fast alle Haus- und Wildtiere pathogen. Erkrankungen können sowohl von Wild- als auch von Nutztierbeständen ausgehen und wechselseitige Infektionen auslösen. Aufgrund der nachgewiesenen Fälle von Brucellose bei Wildtieren ist von einem möglichen Infektionsrisiko für Haustiere auszugehen, wenn diese Kontakt zu Wildtieren haben.

Das Wildschwein ist unter einheimischen Bedingungen ein Reservoir für Brucella suis, Biotyp 2 („europäischer Typ“). Gelegentlich kommt es so zu Ausbrüchen in Schweinebeständen mit Freilandhaltung. Auch Feldhasen werden als primäres „Naturreservoir“ für Brucella suis diskutiert.

Wildschwein Brucellose Hoden (Bildquelle: LGL)

Aufgrund einer vorrangigen Vermehrung des Erregers im Geschlechtstrakt kommt es bei einer Infektion vermehrt zu Fruchtbarkeitsstörungen, Aborten oder Totgeburten.

Die Ansteckung erfolgt bei Tieren nicht nur über Abortmaterialien, sondern auch über kontaminierte Nahrung, bei der Paarung, den Saugakt, sie kann aber auch über Haut und Schleimhäute erfolgen.

Brucellose beim Feldhasen

In den vergangenen Jahren wurden gelegentlich Brucellose-kranke Hasen aufgefunden. Der Deckakt wird als Hauptübertragungsweg bei Feldhasen angesehen. Das Allgemeinbefinden erkrankter Hasen scheint anfangs wenig gestört. Im fortgeschrittenen Stadium der Brucellose kommt es zur Abmagerung und Schwächung der Tiere. Beim Aufbrechen fallen dann die meist vorhandenen Knoten an den Geschlechtsorganen oder am Gesäuge auf, außerdem sind Milz und Leber, Lunge und Lymphknoten teilweise stark vergrößert. Bei weiblichen Hasen zeigt sich zudem ein verdickter Uterus mit eitrigem Inhalt, bei männlichen Tieren sind Hodenentzündungen typisch.

Monitoring-Untersuchungen

Im Jahr 2017 hat das LGL Proben von insgesamt 324 Tieren auf Brucellose untersucht, davon 28 Wildtiere bzw. Proben von Wildtieren. Brucellose hat das LGL bei zwei Wildschweinen und einem Feldhasen nachgewiesen.

Da nur wenige Daten über die Vorkommenshäufigkeit von Brucellen in heimischen Wildtierbeständen, speziell im Schwarzwildbestand vorliegen, ist eine „Überwachung“ beziehungsweise „Beobachtung“ des Geschehens durch ein sogenanntes Monitoring angedacht. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) startete im November 2018 ein Monitoring-Programm, um die Verbreitung der Brucellose in der bayerischen Wildschwein-Population zu untersuchen.

Informationen zum aktuellen Brucellose-Monitoring und wie Sie sich daran beteiligen können finden Sie hier.