Tuberkulosemonitoring Rotwild Bayern

Rotwild - Foto: Astrid Brillen Wiehl/piclease

Intensives nationales Überwachungsprogramm

Seit 2009 wurde bei Rothirschen im österreichischen oberen Lechtal und im angrenzenden bayerischen Oberallgäu vermehrt Tuberkulose nachgewiesen. Die am LGL isolierte Erregerspezies aus Rinder- und Rotwildproben konnte molekularbiologisch als Mycobacterium caprae (M. caprae) charakterisiert werden.
Nachdem man von einem „Erregeraustausch“ zwischen Rindern und Rotwild ausgehen muss, wurden nicht nur alle rinderhaltenden Betriebe überwacht, sondern auch ab 2011 ein intensives nationales Überwachungsprogramm beim Rotwild entlang der Alpenkette begonnen, um das Vorkommen und die Verbreitung von Tuberkuloseerregern herauszufinden. In Zusammenarbeit mit dem bayerischen Jagdverband (BJV), Revierinhabern und Jagdausübungsberechtigten untersucht das LGL seither nach einem jährlich festgelegten Stichprobenschlüssel, orientiert am geschätzten Rotwildvorkommen im bayerischen Alpenraum, Proben von erlegten Tieren pathologisch-morphologisch. Verdächtiges Gewebe wird molekularbiologisch und kulturell auf das Vorkommen von Mykobakterien abgeklärt.

TBC-Monitoring bei Rotwild Antrag zur Auszahlung der Aufwandsentschädigung (PDF-Datei)

Untersuchungsergebnisse 2011-2017

Seit Beginn des Programmes in der Jagdsaison 2011/12 untersuchte das LGL bis Ende der Jagdsaison 2017/18 Proben von über 5000 Stück Rotwild aus dem bayerischen Alpenraum.

Während in den ersten Jagdjahren im Rahmen des Monitorings Rotwild im gesamten alpennahen Raum auf Tuberkulose untersucht wurde, konzentrierte man sich nachfolgend vor allem auf solche Gebiete, die eine höhere Prävalenz des Erregers („Vorkommenshäufigkeit“) aufwiesen, auch, um die Prävalenzentwicklung in diesen sogenannten „Hot-Spot-Gebieten“ im Auge zu haben.

Durch die Untersuchungen wurde Rotwild im Alpenraum als Reservoir für M. caprae identifiziert. Der Kontakt zwischen Rindern und Rothirschen auf Alm- und Alpweiden spielt vermutlich eine entscheidende Rolle im Übertragungszyklus zwischen den Spezies, auch wenn der Infektionsweg der Mykobakterien (“wer gibt es wem“) nicht eindeutig festgelegt werden kann.
Im Rahmen des Rotwildmonitorings konnte M. caprae im Allgäu sowie im Karwendelgebirge lokalisiert werden. Diese Regionen wurden als „Hot spots“ klassifiziert. Man fand heraus, dass es sich wohl um ein regional begrenztes Infektionsgeschehen handelt und in diesen Regionen sowohl innerhalb der Rotwildpopulation und in den Rinderherden als auch zwischen Rind und Rotwild der Erreger „ausgetauscht“ bzw. weitergegeben wird. Eine Verbreitung über weitere Distanzen scheint keine Rolle zu spielen.

„Tbc-Monitoring Rotwild“ in Bayern

In Zusammenarbeit mit dem BJV, den Revierinhabern und den Jagdausübungsberechtigten untersucht das LGL seit fast 10 Jahren nach einem jährlich festgelegten Stichprobenschlüssel. Dieser Schlüssel orientiert sich am geschätzten Rotwildvorkommen im bayerischen Alpenraum. Aus drei definierten Regionen werden Proben von erlegten Tieren zunächst pathologisch-morphologisch begutachtet, nachfolgend wird verdächtiges Gewebe molekularbiologisch und kulturell auf das Vorkommen von Mykobakterien untersucht.

Übersicht Regionen und Verteilung Probenkontingente

Region 1: Oberallgäu, Ostallgäu

Region 2: Weilheim-Schongau, Bad-Tölz-Wolfratshausen, Miesbach, Garmisch-Partenkirchen

Region 3: Rosenheim, Traunstein, Berchtesgadener Land

Neben der Abschätzung der Erregerprävalenz zeigten die Untersuchungen auch, dass es sich um regional begrenzte Infektionsgeschehen handelt. In diesen sogenannten Hotspot-Regionen konnte der Erreger sowohl innerhalb der Rotwildpopulation als auch in Rinderherden nachgewiesen werden. Auf Alm- und Alpweiden muss deshalb von einem Erregeraustausch  zwischen Rind und Rotwild ausgegangen werden, wobei der Infektionsweg der Mykobakterien (“wer gibt es wem“) bisher nicht eindeutig festgelegt werden konnte.

Untersuchungsergebnisse 2018-2021

JagdsaisonProbenzahl RothirschZahl der Nachweise von M. caprae/

M. bovis

Herkunft positiver Proben (nach Landkreisen)
2018/20194681GAP (1)
2019/20204755OA (1) OAL (1) TÖL (3)
2020/20214684OA (3) WM (1)

Trotz der rückläufigen Tuberkulosesituation in den vergangenen vier Jahren wird an der Fortführung des Monitorings durch das Umweltministerium festgehalten, um auch weiterhin frühzeitig mögliche Änderungen (Anstieg) der Tbc-Prävalenz in der Rotwild-Population zu erkennen und darauf reagieren zu können.

Die Jägerschaft wird gebeten, bei der Probennahme darauf zu achten, dass auffälliges Probenmaterial, z.B. vergrößerte Lymphknoten, Eiteransammlungen, sichtbare Veränderungen an Organen und Muskulatur, bzw. auch Wild, welches bedenkliche Merkmale bei der „Lebendbeschau“ aufwies, unbedingt einzusenden ist. Die Jägerschaft trägt eine große Verantwortung für den Verbraucherschutz.

Das Bayerische Rotwild-Monitoring wird mit einer „risikobasierten“ Probenahmepauschale in Höhe von 20 Euro je erlegtem und beprobtem Rotwild aus antragsberechtigten Landkreisen (die in den letzten Jahren positive Befunde hatten) aus Staatshaushaltsmitteln finanziert. Die Auszahlung erfolgt über den Bayerischen Jagdverband.

Die Erhaltung der großen Schalenwildart Rothirsch bei gleichzeitiger Achtung der Interessen der Grundeigentümer und Nutztierhalter ist eine der großen Herausforderungen der nahen Zukunft und eine Aufgabe, welche nur durch ein „Miteinander“ der einzelnen betroffenen Gruppen zu lösen ist.

Leberegelmonitoring (abgeschlossen)

Einzelheiten zum Leberegelmonitoring können Sie dem nachstehenden Bericht aus der Jagd in Bayern entnehmen

Leberegelmonitoring (PDF -Datei)