Leptospiren und Leptospirose

„Verkannte Gefahr“

Leptospiren bzw. die von ihnen ausgelöste Infektionskrankheit Leptospirose ist vielen Menschen, die Pferde oder Hunde halten, durchaus ein Begriff. Meist aber im Zusammenhang mit einer Erkrankung ihres Tieres. Die wenigsten Menschen wissen, dass die Leptospirose nicht nur eine „Hundekrankheit“ oder „Pferdekrankheit“ ist, sondern beim Menschen, und hier bei einigen Berufsgruppen in besonderer Weise, mit einem durchaus schweren Krankheitsverlauf in Erscheinung treten kann.

Die Leptospirose ist eine ansteckende und potentiell lebensbedrohliche bakterielle Infektionskrankeit.

Erreger

Leptospiren sind stark bewegliche, spiral- bzw. schraubenförmig gedrehte Bakterien (sog. Spirochäten), die oftmals an beiden Enden abgebogen sind und so ein hakenförmiges oder kleiderbügelartiges Aussehen bekommen. Die Bakterien sind durch Drehungen aktiv beweglich. Sie kommen weltweit vor.

Früher wurde nur zwischen der pathogenen Spezies Leptospira interrogans und der „Dreck fressenden“ (saprophytischen) Spezies Leptospira biflexa unter­schie­den. Beide Spezies wurden in zahl­reiche Serotypen unterteilt, die man nur auf molekularer Ebene unterscheiden konnte.

Die neue Nomenklatur (seit 2014) basiert auf der genetischen Verwandtschaft von Lepto­spi­ren. Nach diesem Prinzip werden derzeit 21 ver­schie­de­ne Arten mit wiederum vielen Serotypen unterschieden. 14 Leptospiren-Spezies weisen pathogene Eigenschaften auf und können Wirbeltiere und auch den Menschen krankmachen.

Eine Verwandtschaft besteht zu den Spirochäten- Gattungen Treponema (Erreger von Geschlechtskrankheiten wie z.B. Syphilis) und Borrelia (Verursacher der Lyme-Borreliose).

Vorkommen der Leptospirose beim Menschen

Die Krankheit Leptospirose ist eine weltweit bedeutende Zoonose mit geschätzten 1 Million Humanfällen pro Jahr. Die Leptospirose tritt beim Menschen vor allen in tropischen und subtropischen Ländern mit hohen Fallzahlen auf. In Ländern mit gemäßigtem, westeuropäischem Klima tritt sie zwar weitaus weniger häufig auf, die Erkrankungszahlen sind jedoch nicht zu unterschätzen. In Europa erkranken jährlich 24.000 Menschen, wobei in 5 Prozent der Fälle die Infektion tödlich endet.

In Deutschland wurden seit dem Jahr 2000 pro Jahr zwischen 37 und 166 Lepto­spi­rose­fälle an das Robert-Koch-Institut (RKI) übermittelt, wobei mehr als drei Viertel der übermittelten Infektionen in Deutschland erworben wurde.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt bereits vor einer steigenden Zahl von Neuerkrankungen. Aufgrund der häufig unspezifischen klinischen Symptomatik der Leptospirose muss jedoch von einer deutlichen Dunkelziffer ausgegangen werden, d.h., in vielen Fällen verläuft die Erkrankung unerkannt oder wird allenfalls mit einer leichten Grippe verwechselt.

Die Leptospirose ist in Deutschland eine „saisonale Erkrankung“ mit Häufungen im Sommer und Frühherbst, bedingt durch die Überlebensfähigkeit der Leptospiren in der Außenwelt bei Wärme. Bestimmte Berufsgruppen wie Kanalarbeiter, in der Landwirtschaft Tätige, Jäger, Schlachthofpersonal, La­bor­per­so­nal und Tierärzte sind auf­grund des Kontakts mit durch Urin infizierter Nagetiere (Haupteintragsquelle) kontaminiertem Wasser und Erde oder durch den Umgang mit infizierten Nutztieren besonders gefährdet. Die Leptospirose ist als „Berufskrankheit“ bei einigen Berufsgruppen anerkannt. Am meisten sind Männer im erwerbstätigen Alter betroffen.

Reservoir und Wirte

Die Leptospirose ist eine weltweit vorkommende Zoonose. Zahlreiche Wild- und Nutz­tier­arten sind für Leptospiren empfänglich. Sie können an Leptospirose erkranken und auch den Erreger auf Menschen übertragen. In Deutschland kommen Leptospiren-Infektionen häufig vor bei: Hunden, Füchsen und Waschbären, Haus- und Wildschweinen, Feldhasen, Rindern, Schafen, Rehen, Rot- und Damwild und Pfer­den. Aber auch Vögel und Reptilien sind anfällig.

Die wachsende Bedeutung der Leptospirose bei Hunden in Deutsch­land wurde durch eine epidemiologische Studie (zwischen 1999 und 2002) belegt. Von 3.671 Serum­proben zeigten 29,8% hohe Antikörpertiter gegen Leptospiren, d.h., die Tiere hatten schon einmal „Kontakt“ mit Leptospiren, haben eine Erkrankung durchgemacht, eine chronische Form entwickelt oder befanden sich in der Phase einer akuten Infektion.

Obwohl prinzipiell jedes Säugetier mit Leptospiren infiziert werden kann, kommt Kleinsäugern (insb. Nagetiere, und hier „Mäusevertreter“ wie Feldmaus, Erdmaus, Rötelmaus, Waldmaus, Brandmaus, Wanderratte) als natürliches Reservoir weltweit die größte Bedeutung zu. Diese „Hauptwirte“ erkranken dabei in der Regel nicht, scheiden jedoch den Erreger zum Teil lebenslang im Urin aus („symptomlose Träger“). Dabei können einige der Nagetierspezies gleich mehrere Leptospirenarten beherrbergen.

In den 1920er und 1930er Jahren kam es in Deutschland zu zahlreichen Aus­brü­chen des  sogenannten Ernte- oder Schlammfiebers bei Hunderten Feldarbeitern. Nach heftigen Überschwemmungen hatten sie in solchen Erntegebieten gearbeitet, die auch von mit Leptospiren infizierten Mäusen und Feldhamstern besiedelt waren.

In den Jahren 2007 und 2014 kam es unter vergleichbaren Umständen zu Ausbrüchen von Leptospirose unter aus­län­di­schen Erdbeerpflückern in Deutschland. Zeitgleich wurden die „verantwortlichen“ Leptospiren bei Feld­mäu­sen in den abgeernteten Gebieten nachgewiesen.

Verlustreiche Leptospiren-Infektionen bei Zootieren sind in der Literatur mehrfach belegt. Die Infektionswege bei Zootieren sind nur unzureichend erfasst, so dass die tatsächliche Gefährdung des Tierbestandes von Zoos und Tierparks nur schwer einschätzbar ist. Gezielte serologische Monitoring-Untersuchungen bei Zootieren offenbaren immer wieder einen hohen Prozentsatz von Tieren mit Antiköpertitern, die aber niemals krank aufgefallen sind. Häufungen können bei Raubtieren und Unpaarhufern beobachtet werden.

Infektionswege

(Abb. 1 aus Veröffentlichung Mayer-Scholl et. Al. 2019, Bundesgesundheitsblatt)

Die Übertragung auf den Menschen erfolgt in der Regel direkt über Harn oder Blut von infizierten Tieren, über lebende Vektoren wie Nagetiere, v.a. Ratten und Mäuse, oder indirekt über unbelebte Vektoren wie z. B. kontaminiertes Wasser, Pfützen, Futter und Schlafplätze. Nager können den Erreger in hoher Anzahl ausscheiden ohne dabei selbst zu erkranken.

Mehrheitlich gelangen Leptospiren über die aufgeweichte Haut oder kleine Haut­ver­letzungen sowie über die Schleimhäute von Auge, Nase und Mund in den Organismus, d.h. eine aerogene Aufnahme (über die Atemwege) ist möglich. Auch der Biss von infizierten Tieren und die Aufnahme des Erregers übers Trinkwasser haben zu Erkrankungen geführt.

Nach der Infektion über den Nasen-Rachen-Raum oder die Haut gelangen die Bakterien in die Blutbahn und mit dem Blut in Leber, Nieren, Milz, ZNS, Augen und Geschlechtsorgane. Dort vermehren sie sich rasch, wobei es zu mehr oder weniger schweren Organschäden kommen kann

In Deutschland traten in den letzten Jahren nach Triathlon-Veranstaltungen mehrere Fälle von Leptospirose auf. Es wurde angenommen, dass besonders das Auftreten von Starkregen vor den Sportereignissen zu einer Ein­schwem­mung von Leptospiren aus dem Uferbereich oder der Kanalisation in das für den Wettbewerbsteil „Schwimmen“ herangezogene Gewässer geführt hat, so dass sich die Sportler über das „verunreinigte“ See- bzw. Flusswasser infizierten.

Grundsätzlich sollten Sportereignisse in Gewässern nach Starkregenvorfällen kritisch bewertet werden, da eine Belastung mit Leptospiren über die Kanalisation oder Einschwemmungen vom Ufer nicht ausgeschlossen werden kann.

Im Zuge des Klimawandels können steigende Luft- und Wassertemperaturen sowie Starkregenfälle und Überschwemmungen das Überleben und die Verbreitung von Leptospiren fördern. Gleichzeitig können längere Hitzeperioden zu verstärktem Badetourismus und Wassersportaktivitäten führen und so eine Exposition begünstigt werden.

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nur in seltenen Fällen beschrieben worden. Auch wenn bei einzelnen Patienten noch lange nach der primären In­fek­ti­on Leptospiren im Urin nachgewiesen werden können, ist das Risiko einer Übertragung innerhalb der Spezies Mensch als sehr gering zu bewerten.

Widerstandsfähigkeit der Leptospiren

Die Lebensfähigkeit und mit ihr auch die Infektiosität der Leptospiren in der Außenwelt können über Wochen erhalten bleiben. Warme Temperaturen (Wachstumsoptimum 29 Grad Celsius), konstante Feuchtigkeit (Seen, Flüsse, feuchter Boden) sowie ein neutraler oder leicht basischer pH- Wert- Bereich (7,0 – 7,8) fördern das Überleben der Bakterien. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass sich Leptospiren außerhalb der Wirtsorganismen nicht vermehren.

In Salzwasser sind Leptospiren nur für kurze Zeit überlebensfähig. Ebenso zeigen sie eine hohe Empfindlichkeit gegenüber direkter Sonneneinstrahlung.

Über Tierversuche hat man festgestellt, dass bereits wenige Leptospiren zu einer Erkrankung beim Menschen führen können.

Inkubationszeit beim Menschen

Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 7-14 Tage, mit einer Spannweite von 2-30 Tagen.

Klinische Symptomatik beim Menschen

Die unterschiedlichen Leptospirenarten und ihre Serotypen zeigen eine unterschiedliche Virulenz, so dass das klinische Bild der Leptospirose ausgesprochen vielseitig ist und von milden, grippeähnlichen Symptomen bis hin zu dramatisch verlaufenden Blutvergiftungen reicht, die innerhalb weniger Tage zum Tode führen. Dazwischen liegt ein Spektrum unterschiedlich schwerer Krank­heits­ver­läufe, die beim Menschen potenziell jedes Organsystem betreffen können. Man geht davon aus, dass über 90% der Leptospirosen jedoch milde und teilweise „unsichtbar“ verlaufen.

Die Erreger dringen durch ihre Eigenbewegung aktiv in den Organismus ein und gelangen über die Blutbahn in die Organe. Nach einer einwöchigen akuten Phase folgt eine Immunphase mit Antikörperproduktion und Ausscheidung der Leptospiren im Urin. Die meisten Kom­pli­ka­tionen der Leptospirose werden durch die Immunantwort des Körpers hervorgerufen.

Typische klinische Krankheitsverläufe der Krankheit „mit den vielen Gesichtern“

Grippeähnliche Symptome
In der Mehrzahl der Fälle erscheint die Leptospirose als unspezifischer grippaler Infekt. Plötzlich einsetzendes hohes Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen, Hautausschlag, Schleimhautrötungen sowie migräneartige Kopfschmerzen sind typische Zeichen.

Morbus Weil oder Weil(sche) Krankheit
Nierenversagen, Gelbsucht und krankhafte Milzvergrößerung (Splenomegalie) können typischerweise als „Dreigestirn“ auftreten. Benannt wurde diese Form einer Leptospirose nach dem deutschen Mediziner Adolf Weil.

Meningitis / Meningoenzephalitis
Die Leptospirose betrifft häufig das Zentralnervensystem (Entzündungen der Hirn- und Rückenmarkshäute, des Gehirns), oft mit Leber-, Nieren- oder Lungenbeteiligung.

Schwere Lungen- und Atemwegserkrankung mit fatalen Blutungen (Hämorrhagien)
Neben China in den 1960er Jahren sind auch in Deutschland einzelne Fälle von „Lungenblutungen“ bekannt geworden, die meist zum Tode geführt haben.

Weitere Symptome
Oft kann eine massive Gefäßentzündung (Vas­ku­li­tis) beobachtet werden, die meist die Kapillaren von  Filterorganen wie Leber, Lunge und Nieren betrifft und die die Organe massiv schädigen kann.

Folgeerkrankungen
Menschen und Pferden können noch mehrere Jahre nach der Primär­in­fek­tion mit Leptospiren eine Augenentzündung entwickeln, die chronisch werden kann.

Diagnostik in der Humanmedizin

  1. Differenzialdiagnostik

Bei der Differenzialdiagnostik müssen neben FSME, Malaria, Rickett­si­o­sen, Typhus, Dengue, Gelbfieber und weiteren bakteriell bedingten, meist Reise- oder Tropenkrankheiten auch  Virusinfektionen wie Influenza, Hepatitis und Hantavirose abgeklärt werden.

Auch eine Infektion mit EHEC oder Shigellen kann zu „verdächtigen“ Krankheitsverläufen führen.

  1. Labordiagnostik

Die Labordiagnose einer Leptospirose kann entweder durch den direkten Er­re­ger­nach­weis (Mikroskopie, Anzucht aus Körperflüssigkeiten oder Geweben; PCR) oder durch indirekte, serologische Methoden (Antikörperbestimmung, z.B. mittels ELISA.) erfolgen.

Therapie beim Menschen

Einheitliche Leitlinien für die Therapie der Leptospirose beim Menschen liegen zurzeit nicht vor.

Unter Fachleuten besteht jedoch ein weitgehender Konsens, dass Antibiotika insbesondere in der Frühphase der Erkrankung, eine sichere Wirkung besitzen.

Infektionsschutz und Hygienemaßnahmen

Präventive Maßnahmen

Für Risikogruppen werden prophylaktische Maßnahmen angeraten, wie eine geeignete (d.h. wasserdichte) Schutzkleidung, Handschuhe und ggf. eine Schutzbrille. Wunden sollten wasserdicht geschützt werden.

Bei Kontakt mit potentiell infizierten Tieren sollten die betroffenen Personen zunächst auf die Entwicklung der für Leptospirose beschriebenen typischen Erstsymptome (plötzlich einsetzendes Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen) achten. Bei Auftreten von Symptomen muss dann eine Therapie erfolgen.

Impfung
In Deutschland gibt es keinen beim Menschen zugelassenen Impfstoff.

Gesetzliche Grundlage in der Humanmedizin

Seit 2001 muss dem Gesundheitsamt nach Infektionsschutzgesetz der direkte oder indirekte Nachweis einer akuten Infektion mit humanpathogenen Leptospira-Spezies innerhalb von 24 h von der Untersuchungseinrichtung namentlich gemeldet werden.

Krankheitsbilder beim Tier

Rind

Das Rind zeigt selten schwere Krankheitsverläufe. Häufig geht eine Leptospiren-Infektion einher mit Fieber, Euter-und Plazentaentzündungen, Aborten, Fruchtbarkeitsstörungen, die Geburt lebensschwacher Kälber, Fressunlust und Leistungsabfall.

Es ist zu vermuten, dass Wildwiederkäuer in ähnlicher Weise auf eine Leptospiren-Infektion reagieren. Routinemäßige Untersuchungen bei Fallwild werden in Deutschland nur an wenigen Untersuchungseinrichtungen durchgeführt.

Schwein

Beim Schwein (trächtige Sauen sind besonders anfällig) stehen Fruchtbarkeitsstörungen nach Infektion mit Leptospiren im Vordergrund. Neben Abort, Geburt mumifizierter oder lebensschwacher Ferkel ist vermehrtes Umrauschen ein Zeichen für die Leptospirose.

Die beschriebenen Symptome und Erscheinungen betreffen ebenso die wilden Verwandten, die Wildscheine.

Pferd

Leptospiren-Infektionen kommen häufig bei Pferden mit Weidegang vor, insbesondere bei feuchter Witterung und in sumpfigen Gebieten (maximale Infektionsgefährdung in der Weideperiode).  Die Infektionshäufigkeit ist in Abhängigkeit von der Nagetierdichte und deren Verseuchungsgrad zu sehen. Neuinfektionen mit geringen Erregerdosen sind nicht selten und führen oft zu allergischen Augenkomplikationen (s. periodische Augenentzündung). Eine speziell beim Pferd beschriebene Erkrankung des Augeninneren ist die sogenannte Mondblindheit, die nach mehrfachen Entzündungsschüben und Augenveränderungen auch zum Erblinden führen kann. Bei der Fahndung nach den Ursachen für Leistungsdepressionen bei Sportpferden muss die Leptospirose mit in Betracht gezogen werden.

Infektionen von Pferd zu Pferd kommen praktisch nicht vor, wenn man von der Infektionsmöglichkeit der Fohlen durch die Mutterstute im Mutterleib und im Zusammenhang mit der Geburt absieht. Infolge der geringen Dichte der Pferdepopulation und auch wegen der vorbildlichen Haltungshygiene, die bei Sportpferden die Regel ist, treten Leptospirosefälle meist nur sporadisch auf. Es muss aber immer und überall damit gerechnet werden.

Die Infektion mit dem Erreger erfolgt meist über direkten oder indirekten Kontakt zum Urin infizierter Nagetiere, beispielsweise über kontaminiertes Futter und Wasser sowie Einstreu oder dem Boden. Deshalb sollten Stall- und Pferdebesitzer versuchen, alle Faktoren, die ein Zustandekommen von Infektionen begünstigen (Nagerbefall der Ställe, schlechte Stall- und Weidehygiene, Kontakt zu Exkrementen anderer Tierarten, Flüssigkeitsstauungen, schlechte Fütterungshygiene usw.), auszuschalten.

Katze

Katzen besitzen eine starke Resistenz gegenüber Leptospiren und erkranken daher äußerst selten.

Hund

Die Leptospirose (auch als Stuttgarter Hundeseuche, Weil-Krankheit bekannt) stellt ein wirkliches Gesundheitsrisiko für Hunde dar. Während man früher davon ausging, dass vorwiegend große, wasserliebende Hunde erkranken, hat eine aktuelle epidemiologische Studie aus den USA gezeigt, dass auch kleine Hunderassen, die kein Wasserkontakt haben, keine Nager fressen und oft nur im Haus als „Schoßhunde“ gehalten werden, an der Leptospirose erkranken können.

Klinisches Bild

Das klinische Bild einer Leptospirose beim Hund variiert stark. Die Symptome können mild und unspezifisch sein und sich in Fieber, Erbrechen, Mattigkeit, Muskelschmerzen und Durchfall äußern. Später sind die Tiere apathisch und zeigen häufig eine erschwerte Atmung. Es können aber auch abdominale Schmerzen mit schweren Leberschäden, Gelbsucht und Krämpfe auftreten. Häufig wird eine Beteiligung der Nieren durch verfärbten Urin angenommen (daneben aber auch der Lunge und anderer Organe).

Der Schweregrad der Symptome ist in erster Linie vom Alter des Patienten (Welpen unter sechs Monate sind besonders gefährdet) und von der Fähigkeit des Individuums zur Produktion spezifischer Antikörper abhängig. Vor allem für ungeimpfte Tiere kann eine Infektion tödlich verlaufen. Die Tiere sterben meist an Multiorganversagen.

Die meisten Leptospiren-Infektionen verlaufen jedoch ohne klinische Symptome. Unerkannt infizierte Tiere können, ebenso wie wieder genesene Tiere, weiterhin Erregerausscheider sein und stellen somit für andere Hunde und den Mensch eine Infektionsquelle dar!

Nötige Untersuchungen

Eine schnelle Diagnose und Behandlung sind wichtig, um einen lebensbedrohlichen Verlauf beim Vierläufer abzuwenden. Der Verdacht stützt sich meist auf den Kontakt des (Jagd)Hundes zu Wildtieren, dem Vorhandensein von typischen Symptomen oder dem Vorliegen eines akuten Nierenversagens. Die Diagnose wird über Blut- und Urinuntersuchung, sowie durch den Nachweis von Antikörpern gegen Leptospiren im Blut bestätigt. Dank moderner Verfahren gelingt in vielen Fällenbereits ein Erregernachweis über den Urin.

Hunde mit einer nachgewiesenen Leptospiren-Infektion bzw. beim Verdacht auf eine solche müssen behandelt werden, weil eine reale Ansteckungsgefahr auch für den Menschen besteht.

Behandlungsmöglichkeiten

Eine schnelle Behandlung mit einem hochdosierten Antibiotikum verkürzt die Dauer der Erkrankung und verringert Organschäden. Im späteren Stadium der Infektion wird weiterreichende unterstützende Therapie benötigt, um das Leben des Tieres zu retten. Tatsächlich kann die Leptospirose so schwer verlaufen, dass ein mehrwöchiger stationärer Aufenthalt notwendig wird..

Prognose

Die Prognose hängt vom Stadium der Infektion und von den Behandlungsmöglichkeiten bzw. der Behandlungsintensität ab. Die meisten Hunde (80-90%) überleben die Infektion mit geringen bis mittelgradigen Nierenschäden, die sich nach Wochen bis Monaten wieder normalisieren können.

Impfempfehlung Hund- „Impfen rettet Leben“

Die Impfung gegen Leptospirose wird von einigen Hundehaltern als unnötig erachtet, trotzdem Leptospirose eine häufige Erkrankung bei Hunden ist. Die Infektionswege sind sehr vielfältig, daher wird die Impfung ausdrücklich empfohlen.

Nach den Deutschen Impfempfehlungen für die Kleintierpraxis gehört die Impfung gegen die Leptospirose zu den Pflichtimpfungen (Core-Impfung), unabhängig vom Alter und Haltungsbedingungen. Sie ist nach der Grundimmunisierung (zwei Impfungen in Abstand von vier Wochen; in der Regel mit 8 Wochen und 12 Wochen) jährlich aufzufrischen, in Endemiegebieten ist sogar eine halbjährliche Auffrischung des Impfschutzes ratsam.

Bis vor kurzem standen gegen die bisher typischen Serotypen bei Hunden (Leptospira interrogans Serovar Canicola und Icterohaemorrhagiae) nur bivalente Impfstoffe (Immunisierung gegen zwei Erregertypen, sog. Leptospirenstämme; L2) zur Verfügung. Da zunehmend auch Infektionen beim Hund durch bisher seltene Serotypen bzw. Serovare europaweit festgestellt wurden, sind seit 2014 tetravalente Impfstoffe (zusätzlich mit den Serovaren Australis und Grippotyphosa; Immunisierung gegen 4 Erregertypen; L4) verfügbar.

Mehrere Anfragen zur Leptospirose-Impfung bei Hunden waren für das FLI Anlass zu der Stellungnahme Immunisierung der Hunde gegen die Leptospirose. (siehe Link https://www.fli.de/fileadmin/FLI/Service/StIKoVet/Stellungnahme_Leptospirose_Aktualisierung_2016-09-12.pdf)

Weil auch Hunde bei Hitze Abkühlung suchen, Pfützen aber ein Leptospriose-Reservoir sein können, ist Impfung Pflicht. (Foto: © aktueller Tweet Dt. Tierschutzbund)

Gesetzliche Grundlage in der Tiermedizin

Im Bereich der Veterinärmedizin ist die Leptospirose gemäß der Verordnung über meldepflichtige Tierkrankheiten für die Tierarten Schwein und Schaf meldepflichtig.

Da die Leptospirose  bei  Hunden  nicht  meldepflichtig  ist,  gibt  es  für  Deutschland  keine genauen Fallzahlen.

Stellungnahme zur Immunisierung von Hunden gegen die Leptospirose (PDF-Datei, Quelle: Friedrich-Löffler-Institut)