Infektionen durch Fuchsbandwurm und Hundebandwurm

Rotfuchs - Foto: Prof. Sven Herzog

Frühe Diagnose beim Menschen lebenswichtig!

Bis vor einigen Jahren wurde die Infektion, die durch das Larvenstadium des Kleinen Fuchsbandwurms ausgelöst wird, als eine „Berufskrankheit“ von Landwirten und mehr noch von Jägern und Förstern angesehen. Doch zunehmend sind auch „Staderer“ betroffen. Als Kulturfolger passt sich der Fuchs dem Stadtleben an und hinterlässt seinen Kot, der die Bandwurmeier enthalten kann, gerne in Sandkästen oder in Gemüsebeeten.

Im Falle einer Infektion verläuft die „zerstörerische“ Krankheit zunächst schleichend: Oft wird die Diagnose “Alveoläre Echinokokkose (AE)”, d.h. Infektion mit dem Fuchsbandwurm, erst nach vielen Jahren gestellt. Bei der ärztlichen Untersuchung wird die typische „Raumforderung“ der Larven (der sog. Finnen) in der Leber festgestellt und es sieht aus, als wenn der Parasit „metastasiert“. Rund ein Drittel der Patienten kann durch eine Operation geheilt werden. Aufgrund der schlechten Therapiemöglichkeiten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium ist eine frühe Diagnose überlebenswichtig. Medikamente müssen in jedem Fall lebenslänglich genommen werden. Unbehandelt wird allmählich die Leber zerstört – in seltenen Fällen sind auch Lunge und Gehirn betroffen. Die Letalität ist ohne medizinische Hilfe hoch. Darum gilt diese Krankheit als gefährlichste Wurmerkrankung des Menschen in Europa.

Wichtige Vorsorgemaßnahmen

Auch wenn diese Infektionskrankheit eine sehr seltene Erkrankung ist, muss es zu einer Infektion gar nicht erst kommen, wenn man bestimmte Verhaltens- und Hygieneregeln beachtet:

Zubereitung von Nahrungsmitteln

  • Beachtung gängiger Hygieneregeln in der Küche
  • Bodennahes Obst und Gemüse aus dem Garten und Waldfrüchte nicht roh und ungewaschen verzehren
  • Eine Kochbehandlung tötet vorhandene Eier an Nahrungsmitteln am zuverlässigsten ab

Umgang mit Haustieren

  • Man sollte sich von seinen Haustieren – Hunden und Katzen – nicht belecken lassen und sich nach Kontakt gründlich die Hände waschen
  • Die Tiere sollten parasitologisch untersucht und regelmäßig entwurmt werden, besonders wenn von ihnen gerne Mäuse gefressen werden
  • Herkömmliche Desinfektionsmittel sind leider unwirksam

Vorsicht ist vor allem beim Umgang mit erlegten Füchsen angezeigt

  • Das Abbalgen sollte nur mit Handschuhen und Mundschutz erfolgen
  • Ein Abspritzen des Balges zuvor erscheint sinnvoll
  • Fuchskerne sind zu vernichten
  • Wenn Füchse oder andere Tiere seziert werden sollen, werden sie zum Schutz der Untersucher vorher bei Temperaturen von mindestens -70 Grad Celsius eingefroren

 

Fakten zum Hundebandwurm/Fuchsbandwurm

Arten der Echinokokkose

Bei der Echinokokkose unterscheiden Mediziner zwischen:

  • der zystischen Echinokokkose (CE) durch den Kleinen Hundebandwurm Echinococcus granulosus
  • der alveolären Echinokokkose (AE) durch den Kleinen Fuchsbandwurm Echinococcus multilocularis

Die Infektion mit dem Fuchsbandwurm – die Alveoläre Echinokokkose – ist eine der gefährlichsten Zoonosen. Die Rate der diagnostizierten menschlichen Neuinfektionen liegt in Deutschland bei ca. 20 Fällen pro Jahr, Männer und Frauen sind gleichhäufig betroffen. Echinokokken sind Bandwürmer (Zestoden). Bisher sind fünf dieser Arten mit unterschiedlicher geographischer Verbreitung beschrieben, die unterschiedliche Krankheiten auslösen können.

Vorkommen/Übertragung Hundebandwurm

E. granulosus ist weltweit verbreitet. Der Erreger ist sehr oft mit Weideviehzucht assoziiert und kommt in Europa vor allem in den Mittelmeerländern und auf dem Balkan vor. In Deutschland sind Infektionen vorwiegend auf Reisetätigkeiten (auch bei Hunden) und Einwanderung zurückzuführen.
E. granulosus ist ein vier bis sieben Millimeter langer Bandwurm, der v.a. Hundeartige wie Hunde, Füchse und Wölfe als Endwirt befällt. Die Infektion der Endwirte erfolgt durch Verzehr von finnenhaltigem Fleisch.
Zwischenwirte sind in der Regel Wiederkäuer, wie Schafe. Auch andere Säugetiere (z. B. Schwein, Pferd, Kamel), einschließlich Menschen, können sich infizieren durch die orale Aufnahme der von den Endwirten ausgeschiedenen Eier.

Vorkommen/Übertragungswege Fuchsbandwurm

E. multilocularis, der fünfgliedrige Kleine Fuchsbandwurm, ist ein Darmparasit von max. 5 mm Länge, der seine Endwirte, in der Regel Rotfuchs und Polarfuchs, nicht besonders schädigt. E. multilocularis kommt nur auf der nördlichen Hemisphäre in Nordamerika, Eurasien und Nordost-Asien vor. In Deutschland tritt in den letzten Jahren auch vermehrt der Marderhund als Endwirt auf, wohingegen Infektionen bei möglichen Haustier-Wirten (Hunde, Katzen) hierzulande äußerst selten sind. Endwirte können von mehreren (in einzelnen Fällen tausenden) adulten Würmern befallen sein. Der Mensch kann nicht als Endwirt dienen. Die Endwirte scheiden die Parasiteneier mit dem Kot aus. In der Umwelt können diese bis über ein Jahr infektiös bleiben. Werden diese mikroskopisch kleinen Eier mit der Nahrung von geeigneten Zwischenwirten, wie kleinen Nagetieren, aufgenommen, schlüpft aus ihnen die sogenannten Sechshakenlarven im Darm, die über die Blutgefäße des Darmes in die Eingeweide gelangen. In den unterschiedlichen Organen wachsen sie zu bläschenähnlichen Gebilden heran. Wenn der befallene Zwischenwirt von einem Endwirt gefressen wird, entwickeln sich aus den Larven geschlechtsreife Würmer, die sich im Endwirt fortpflanzen und der Kreislauf beginnt erneut.

Der Mensch als falscher Zwischenwirt

Als „Fehlzwischenwirt“ kann sich auch der Mensch über die Wurmeier infizieren. Der Mensch ist danach Träger des Larvenstadiums, der Finnen. Nach oraler Aufnahme der Wurmeier schlüpfen die Larven im Darm, penetrieren die Darmwand und siedeln sich in den inneren Organen, bevorzugt in der Leber an. Es bilden sich zahlreiche, flüssigkeitsgefüllte Bläschen, die die Larven enthalten, daher der Name „alveoläre Echinokokkose“ für diese Erkrankung. Die Inkubationszeit beträgt ca. 15 Jahre. Eine erfolgreiche Therapie ist nur in einem Frühstadium der Infektion möglich. Aufgrund der begrenzten Heilungschancen verdient diese Zoonose besondere Aufmerksamkeit.
In Westeuropa erkranken durchschnittlich 0,5 Menschen pro 100.000 Einwohner. In Gebieten, in denen die Füchse hochgradig Träger des Fuchsbandwurmes sind, können es bis zu 200 Menschen pro 100.000 Einwohner sein.

 

Weitere Informationen zum Fuchsbandwurm/Hundebandwurm