Werd nicht selbst zur Lawine!

Mit diesem Slogan rufen die Partner der Kampagne zur Besucherlenkung und Botschafter Thomas Huber zu naturverträglichem Verhalten beim Ski- oder Snowboardfahren und Touren- oder Schneeschuhwandern auf. Auf die Felle fertig los! Aber bitte mit Rücksicht! Auf Initiative des BJV vertreten der Verband Deutscher Berg- und Skiführer e. V., das Land Salzburg, die Salzburger Jägerschaft, und die Initiative Respektiere Deine Grenzen diese Botschaft.

 

 

Das eigene Handeln hinterfragen
Um den Zusammenhang zwischen der eigenen Naturnutzung und dem daraus resultierenden Schaden begreiflich zu machen, wollen die Vertreter der Kampagne vor allem Wissen vermitteln. Denn tödliche Lawinen, die eine immense Gefahr für die Wildtiere bedeuten können, gehen oftmals erst ab, wenn die Naturnutzer bereits wieder zu Hause sind. Durch das Hochfahren des Stoffwechsels bei Flucht wird bei Gämsen ein Vielfaches der Energie verbraucht, wie im Ruhemodus. In der kargen, winterlichen Berglandschaft ist es für die Wildtiere unmöglich, das Energiedefizit wieder auszugleichen. Auch der Konsequenzen für Raufußhühner und andere sensible Arten oder auch der Folgen für die Flora sind sich die Wenigsten bewusst.

Die Natur verstehen
Thomas Huber, Extremsportler und Jäger sowie Botschafter der Kampagne, betont immer wieder, wie wichtig es ist, dass „wir wieder zu Naturverstehern werden“. Eine rücksichtsvolle Tourenplanung ist der Schlüssel dazu. Schon zu Hause muss die Naturverträglichkeit der Tour genau wie Wetter, Schneelage und die Lawinensituation auf der Checkliste stehen. Wintersportler werden dazu angehalten, unter Berücksichtigung dieser Faktoren Routen schonend zu planen, den Zeitpunkt so zu terminieren, dass Störungen minimiert werden oder in extremen Wetterlagen auch mal auf eine Tour verzichtet wird. Dabei sollen die Sportler nicht mit erhobenem Zeigefinger eines interessanten Gebietes verwiesen oder ermahnt werden. Das freie Betretungsrecht ermöglicht es ohnehin, auch die entlegensten Winkel per Ski zu erkunden.

Umdenken statt Einschränken
Die Kampagnenpartner möchten Brücken schlagen und das Naturerlebnis durch wildes Wissen und den Nachhaltigkeitsgedanken noch wertvoller machen. Und genau wie jede Wintersportlerin und jeder Wintersportler in regelmäßigen Abständen seine Kenntnisse in Sachen Lawinen und Schneekunde und den Umgang mit der Notfallausrüstung schult, sollte jeder, der in der Natur Sport treibt, seine Kenntnisse über Wildtiere und deren Lebensräume, Pflanzen und den Natur- und Artenschutz schulen. Wir bewegen uns nicht in einer sterilen Halle, sondern in einem belebten und schützenswerten Raum. Wissen und Rücksichtnahme vermeiden dort die Lawine des Leidens.

Starke Partner fürs Wild!

Der BJV hat die Initiative in Sachen landesübergreifender Besucherlenkung ergriffen und begeisterte, starke
Partner gefunden. Wir haben diese zu ihrem Engagement befragt.

 

 

Stressreduktion auch durch Jagdkonzepte

Die Besorgnis erregende Folge der zunehmenden Beunruhigung des Lebensraumes ist, dass das Wild immer öfter und zu allen Tages- und Nachtzeiten aufgescheucht wird. Das führt zu einem erhöhten Energiebedarf sowie zu Beeinträchtigung der Flora und kann Ernährungsproblematiken bis hin zum Verhungern zur Folge haben. Neben der immens wichtigen Aufklärung zur Besucherlenkung müssen auch zwingend jagdliche Maßnahmen ergriffen werden, um Störungen zu reduzieren: Verminderung des Jagddruckes, Verbot von Schonzeitverkürzungen und Stressreduktion durch Konzepte wie Intervalljagd. Von der Partnerschaft und der gemeinsamen Kampagne verspreche ich mir eine deutlich verbesserte Wahrnehmung für die Probleme des Wildes und daraus resultierend einen sorgsameren Umgang mit der Natur. Wir sind stolz, mit starken Partnern wie unseren Salzburger Freunden und dem Ver-band Deutscher Berg- und Skiführer e. V. dafür gemeinsam an einem Strang zu ziehen.
Ernst Weidenbusch,
Präsident des Bayerischen Jagdverbandes e. V.

 

Es fehlt an Aufklärung und einer Portion Hausverstand

Die Besucherzahlen im Salzburger Land haben sich verdoppelt, das Problem liegt aber mehr darin, dass sich die Naturnutzer weder an Wege noch an Tageszeiten halten. Viele Naturliebhaber sind an ihrem falschen Verhalten aber gar nicht selber schuld, ein Unrechtsbewusstsein durch Unwissenheit nicht gegeben. Da müssen wir ansetzen und
verstärkt aufklären. Die Jagdausübung leidet enorm, mancherorts ist es nicht mehr möglich, trotz ordentlicher Wildbestände die Abschüsse zu erfüllen. Salzburg ist ein Gebirgsland und viele Monate haben wir eine geschlossene Schneedecke. Das ist Notzeit für unser Wild und wir haben die Verpflichtung, es mit Futter und Ruhe gut über den Winter zu bringen. Unruhe in Notzeiten führt zu Tierleid und Waldschäden. Ein sicheres Überleben und ein Hintanhalten der Schäden geht Hand in Hand.
Max Mayr-Melnhof,
Landesjägermeister Salzburg

 

Rücksichtsvolles Verhalten ist im Trend

Parallel zum Anstieg der Naturnutzung beobachten wir seit Jahren ein vermehrtes Interesse an Flora und Fauna sowie den Wunsch nach rücksichtsvollem und umweltbewusstem Verhalten. Die Konsequenzen der stärkeren Naturnutzung werden jedem, der unterwegs ist, meist schon bei der Anreise und bei der Suche nach einem Parkplatz offenbar. Was mir sehr stark auffällt, ist die Zunahme der Naturnutzung in bisher als Ruhezeiten bekannten Zeiträumen. Die Stichworte Pre- und After- oder Post Work Activities sind präsent wie nie. Gerade in diesen Zeiten ist eine ganz bewusste Routenwahl unter Einbeziehung der Gewohnheiten von Wildtieren unerlässlich. Besucherlenkung wird bei uns oft sehr kontrovers diskutiert und gerne mit Verboten gleichgesetzt. Die betroffenen Zielgruppen suchen aber geradezu Vorschläge von sinnvollen Touren, bei denen Sie sich möglichst naturkonform verhalten. Meist fehlen den Betroffenen gute und zuverlässige Informationen. Hier müssen gut ausgebildete Tourenbegleiter, die Verbände und Tourismusorganisationen ihren Beitrag leisten.
Michael Schott,
2. Vorsitzender des Verbands Deutscher Berg- und Skiführer e.V.

 

Hüben wie drüben die gleichen Herausforderungen

Im Hinblick auf die gesellschaftspolitischen Herausforderungen, die den Sport, den Tourismus bzw. die Grundeigentümer und die Jagd gleichermaßen betreffen, kann nur ein Ausgleich zwischen allen Beteiligten im Vordergrund stehen. Um auf die Nutzungskonflikte hinzuweisen, sind wir in diesem Bereich vor vielen Jahren mit der Initiative „Respektiere deine Grenzen“ gestartet. Wir müssen gleichermaßen die Sportler, die klassischen Wanderer mit Hunden und auch die vielen Falschparker ansprechen, die sehr oft mühsame Diskussionen verursachen. Aus Sicht der Jägerschaft sind mit Sicherheit Störungen durch das Aufschrecken des Wildes bei Fütterungen, aber auch im freien Gelände das Hauptproblem. Die Forstwirtschaft ist durch Zerstörung von Auf-forstungsgebieten aufgrund der mechanischen Verletzung der Jungbäume durch Schikanten betroffen, aber auch mittelbar durch Wildschäden aufgrund verschreckter Tiere, welche von den gewünschten Äsungsplätzen vertrieben wurden. Die Lösung der Probleme liegt in attraktiven und akzeptierten Angeboten für Sportler/Freizeitnutzer und einer gut ersichtlichen Ausweisung dieser Gebiete. Verbote alleine sind ungeeignet. Aufgrund der Tatsache, dass der südbayerische Grenzraum sowohl ein Erholungsgebiet Bayerischer BürgerInnen und eben auch von SalzburgerInnen ist, scheint eine Partnerschaft im Sinne beider Länder zu sein. Hüben wie drüben stehen wir vor den gleichen Herausforderungen.
Sepp Schwaiger,
Landesrat Salzburg

 

Tipps für eine rücksichtsvolle Tourenplanung von Thomas Huber:

  • Es gibt Hot Spots, die unter Überfüllung ächzen. Die Lösung: versucht azyklisch auf Tour gehen, sucht andere Ziele unter Beachtung von Wildlebensräumen auf oder verzichtet manchmal auch einfach.
  • Zur Grundhaltung eines jeden Skitourengehers muss zählen, Belastungen der Natur und Störungen so gering wie möglich zu halten. Lasst keinen Müll am Berg, respektiert Schutzzonen (auch bei Nacht) und umgeht Futterstellen und jungen Baumbestand. Wer dies nicht respektiert, ist für die Gemeinschaft der Natursportler nicht tragbar, denn er oder sie gefährdet unsere Ressourcen.
  • Lebt Social Distancing in der Natur!  Pandemieregeln gelten auch bei Wildtieren! Abstände zu Tieren und Einständen müssen respektiert werden, die Wildruhezonen in einer Tourenplanung berücksichtigt, konsequent gemieden und großräumig umfahren werden.
  • Genauso wie ich eine Tour nach Wetter und Gesichtspunkten der Sicherheit plane, muss der Aspekt der Naturverträglichkeit beachtet werden. Wir müssen den Wildtieren aus dem Weg gehen, nicht sie uns. Auch wenn das vielleicht zum Verzicht auf eine Route führen wird.

Also los geht’s! Umdenken statt Einschränken! Ich wünsche Euch viel Spaß beim nachhaltigen Wintersport!

Euer Thomas Huber von den Huberbuam

Die Kampagne wird gefördert aus Mitteln der Jagdabgabe des Freistaats Bayern.