Noro-Viren

Noro-Viren sind weltweit verbreitet und treten oftmals dann in “Erscheinung”, wenn es zu Ausbrüchen von “Magen-Darm-Infekten” auf Schiffen, in Pflegeheimen, Kindergärten oder bei Restaurantbesuchern, d.h. beim Menschen kommt.

Neben den humanpathogenen Formen, die als Erreger einer Gastroenteritis eine große medizinische Bedeutung haben, gibt es aber durchaus Noro-Virus-Typen, die  Brechdurchfälle bei (Haus)Tieren auslösen.

Der Literatur kann entnommen werden, dass es für Noro-Viren unterschiedliche Wirte gibt, neben dem Menschen auch Rinder, Schweine, Mäuse oder Hunde. Noro-Viren zeigen ein enges Wirtsspektrum und sind nur schwer von einer Wirtsspezies auf eine andere zu übertragen.

Noro-Viren beim Hund

Britische Mediziner berichten, dass das Virus von erkrankten Menschen sehr wahrscheinlich auch auf Hunde übertragbar ist. Ob die Tiere auch daran erkranken, in dem die Viren bei ihnen eine Darmentzündung auslösen, und ob sich Menschen im Gegenzug durch Kontakt mit infizierten Hunden anstecken können, ist aber noch nicht erwiesen.

Wenn die Erreger vom Hund ausgeschieden werden, wäre eine Übertragung auf den Menschen nicht nur möglich, sondern sogar sehr wahrscheinlich. Nach Angaben der Forscher reichen für eine Infektion bereits 10 Viruspartikel aus. Die Bedeutung von Hunden als Überträger im Vergleich zu der „üblichen “ Übertragung von Mensch zu Mensch kann aber dennoch als gering eingeschätzt werden. Dennoch sollten Hundebesitzer ihr Ansteckungsrisiko verringern, indem sie vorsorgliche Hygienemaßnahmen wie Hände- und Flächendesinfektion ergreifen. Diese Maßnahme verringert auch die Weitergabe des Erregers an andere Hunde bei entsprechendem Kontakt. Dass kranke Hunde auf den Besuch einer Hundeschule oder eines Hundekurses verzichten, ist selbstverständlich.

Noro-Viren bei Rindern

Immer wieder berichten Jäger vom gehäuften Auftreten Durchfall-kranker Rehe in ihren Revieren. Sehr oft werden dann Rinder-haltende Betriebe in der Nähe und das Ausbringen von Gülle auf die Felder zur Diskussion gestellt.

Noro-Viren bei Rindern wurden in Großbritannien und Deutschland erst Ende der 70er Jahre nachgewiesen.  Mittlerweile kann das “Norovirus der Rinder” bzw. virusspezifische Antikörper in Großbritannien, den Niederlanden, Deutschland, Tunesien, Südkorea, der Türkei und den USA regelmäßig nachgewiesen werden. Als einziger natürlicher Wirt für dieses bovine Noro-Virus ist bisher nur das Rind beschrieben. Über eine Infektion bei Rehen liegt keine Literatur vor.

Die klinische Bedeutung bei Rindern ist auch nur für das jugendliche Alter bzw. bei Neugeborenen beschrieben. Vorherrschende Symptomatik ist ein Durchfallgeschehen, das wenige Tage andauert und dann wieder abklingt, eine lebensbedrohliche Situation für die infizierten Tiere scheint es nicht zu geben.

Aufgrund der hohen Temperaturresistenz von Noro-Viren und ihrer hohen Umweltstabilität kann man sich nach einem “Ausbringen” in die Natur auch einen längeren “Verbleib” dort gut vorstellen.

Um die Ursache für die beschriebenen Erscheinungen bei Rehen dingfest zu machen, müssten Sektionen und Kotuntersuchungen durchgeführt werden, eine Kontaktaufnahme der Revierinhaber zum örtlichen Veterinäramt ist deshalb durchaus empfehlenswert.

Noro-Virus-Infektion beim Menschen

Noro-Viren treten weltweit auf. Beim Menschen bewirken die humanpathogenen Virustypen schwere Magen-Darm-Beschwerden. Der Mensch ist nach heutigem Wissensstand das einzige Reservoir von humanpathogenen Noro-Viren. Der Nachweis von Noroviren bei Tieren steht in keinem erkennbaren Zusammenhang mit einer Erkrankung des Menschen.

Das Noro-Virus ist hochinfektiös und breitet sich vor allem in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Hotels, Krankenhäusern und Altersheimen schnell aus. Für Kinder unter 5 Jahren, ältere und immungeschwächte Menschen kann eine Noro-Virus-Infektion zur Lebensbedrohung werden. Bei ansonsten gesunden Menschen heilt sie meist innerhalb weniger Tage folgenlos aus.
In Deutschland erkranken laut Robert-Koch-Institut jährlich ca. 20.000 Menschen an einer „Norovirose“. Infektionen mit Noro-Viren können das ganze Jahr über auftreten.

Infektionsweg / Übertragung

Eine Infektion durch Noro-Viren erfolgt durch Erbrochenes oder auf „fäkal-oralem“ Weg. Die ausgeschiedenen Erreger gelangen dabei direkt oder aber mit verunreinigten Lebensmitteln in den Mund. Nach einer kurzen Inkubationszeit von einigen Stunden bis zwei Tagen setzt heftiger Brechdurchfall ein, der aber meist schon nach drei Tagen überstanden ist. Bei starkem Flüssigkeitsverlust sind Kinder und ältere Menschen besonders gefährdet.

Die Ausscheidung der Viren erfolgt über den Stuhl in sehr großen Mengen.

Therapie

  • In der Regel reicht eine ambulante Behandlung aus. Bei Kleinkindern und älteren Personen mit erhöhten Flussigkeits- und Elektrolytverlust kann ein kurzzeitiger Krankenhausaufenthalt notwendig werden.
  • Eine Impfung steht nicht zur Verfügung. Ob eine ausreichende Immunität nach Überstehen einer Noro-Virus-Infektion besteht, ist noch unklar.

Präventive Maßnahmen

Allgemeine Hygiene in Krankenhäusern, Gemeinschaftseinrichtungen und Küchen

  • Konsequente Einhaltung der allgemeinen Hygieneregeln in Gemeinschaftseinrichtungen und Küchen
  • Zur Vermeidung einer Übertragung durch kontaminierte Speisen sollten Gerichte gut durchgegart sein.
  • Erkrankte Personen sollten in der akuten Erkrankungsphase Bettruhe einhalten und bis zu 48 Stunden nach Abklingen der klinischen Symptome den Kontakt mit anderen Personen möglichst einschränken.
  • Schon bei Auftreten geringer gastrointestinaler Beschwerden besteht eine Ansteckungsfähigkeit.
  • Nach § 34 Abs. 1 IfSG dürfen Kinder unter 6 Jahren, die an einer infektiösen Gastroenteritis erkrankt oder dessen verdächtig sind, Gemeinschaftseinrichtungen nicht besuchen. Die Einrichtung sollte erst 2 Tage nach dem Abklingen der klinischen Symptome wieder besucht werden. Ein schriftliches ärztliches Attest ist nicht erforderlich.
  • Erkrankte Personen in Lebensmittelberufen (definiert in § 42 IfSG) dürfen nicht tätig sein. Eine Wiederaufnahme der Tätigkeit sollte frühestens 2 Tage nach dem Abklingen der klinischen Symptome erfolgen. Für weitere 4–6 Wochen ist die Händehygiene am Arbeitsplatz besonders sorgfältig zu beachten.

Hygienemaßnahmen im privaten häuslichen Bereich

  • Im Privathaushalt kann in der Regel auf den Einsatz von Desinfektionsmitteln verzichtet werden.
  • Kontakte zu Erkrankten sollten auf ein unvermeidbares Minimum reduziert werden.
  • Erkrankte und Personen, die Erkrankte betreuen, sollten unbedingt eine sorgfältige Toiletten- und Händehygiene (sorgfältiges Waschen der Hände) einhalten.
  • Flächen im direkten Umfeld von Patienten (z. B. Nachtschränkchen) regelmäßig mit Einmaltüchern reinigen, die anschließend entsorgt werden.
  • Sichtbar verunreinigte Flächen (z. B. Waschbecken, Toilette, Türgriffe, Fußboden) sofort unter Benutzung von Gummihandschuhen mit Einmaltüchern reinigen. Reinigungstuch ebenfalls unmittelbar nach der Benutzung entsorgen.
  • Geschirr kann wie üblich gereinigt werden.
  • Erkrankte sollten keine Nahrungsmittel für andere zubereiten.
  • Leib- und Bettwäsche bei Temperaturen von mindestens 60 °C unter Verwendung eines Vollwaschmittels waschen.
  • Nach Abklingen der Symptomatik kann das Virus weiterhin mit dem Stuhl ausgeschieden werden, deshalb für weitere zwei Wochen intensive Toiletten- und Händehygiene eingehalten.

Meldepflicht
Nach Infektionsschutzgesetz muss der Verdacht auf und die Erkrankung an einer Lebensmittelvergiftung, die durch Mikroben verursacht wurden, oder eine akuten infektiöse Gastroenteritis vom behandelnden Arzt bzw. der Untersuchungseinrichtung dem zuständigen Gesundheitsamt unverzüglich namentlich gemeldet werden.