Tuberkulose – auch in Deutschland ein Thema

Die Tuberkulose ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die bei Menschen und Tieren auftreten kann. DIE Tuberkulose ist eine chronisch verlaufende Infektionskrankheit, die durch Bakterien der Gattung Mycobacterium (sog. Mykobakterien) verursacht wird. Der deutsche Mediziner Robert Koch identifizierte das Bakterium vor 135 Jahren.

 

Fakten zur Tuberkulose

Tuberkulose beim Menschen

Auf der ganzen Welt erkranken jedes Jahr mehr als neun Millionen Menschen an einer Tuberkulose und es kommt zu mehr als 1 Million Todesfälle durch die Krankheit. Täglich sterben an der Tbc weltweit ca. 4.000 Menschen. In Deutschland ist die Krankheit mit circa fünf Krankheitsfällen pro 100.000 Einwohner zwar als seltenes Ereignis anzusehen, jedoch wurden in den vergangenen Jahren wieder höhere Fallzahlen gemeldet.

Der Erreger (beim Menschen v.a. Mycobacterium tuberculosis) wird meist von Mensch zu Mensch durch „Tröpfcheninfektion“ übertragen und tritt vermehrt bei untergewichtigen, körperlich geschwächten oder chronisch kranken Menschen auf, kann aber durchaus auch Gesunde betreffen. Während früher auch „Darm- oder Knochentuberkulose“ vorkamen, befällt die Krankheit heute fast ausschließlich die Lunge.

Wird der Erreger vom Immunsystem erfolgreich bekämpft und unter Kontrolle gehalten, ohne dass Symptome auftreten, spricht man von einer latenten tuberkulösen Infektion. Ist hingegen weiterhin ein isolierter, knötchenförmiger Entzündungsherd nachweisbar (der meist in der Lunge liegt), der sich in der Folge abkapselt, liegt eine Primärtuberkulose vor (Primärstadium der Tuberkulose). Ist der Tuberkulose-Herd in der Lunge komplett abkapselt, bezeichnet man dies als “geschlossene” Tuberkulose; eine Ansteckungsgefahr für andere besteht nicht. Bei der “offenen” Tuberkulose hingegen können die Tuberkelbakterien über die Atemwege durch Husten freigesetzt werden. Als Komplikation, vor allem bei abwehrgeschwächten Personen, können sich die tuberkulösen Krankheitsherde über die Lymph- oder Blutbahnen weiter auf andere Organe ausbreiten.

Durch Reaktivierung einer bisher vom Immunsystem in Schach gehaltenen Tuberkulose kann auch Jahre bis Jahrzehnte nach einer Infektion noch die sogenannte Postprimär-Tuberkulose entstehen. Frühzeitig erkannt, lässt sich eine Tuberkulose gut behandeln und heilen. Unbehandelt und bei schlechter Abwehrlage, kann eine Tuberkulose zu dauerhaften Organschäden führen.

Tuberkulose beim Tier

Die veterinärmedizinisch wichtigste mykobakterielle Erkrankung ist die Tuberkulose des Rindes, die Rindertuberkulose, die überwiegend durch die Arten Mycobacterium bovis und Mycobacterium caprae verursacht wird. Beide Arten gehören zum sogenannten Mycobacterium tuberculosis Complex (MTC). In diesem werden die „Erregertypen“ der Tuberkulose von Mensch und Tier zusammengefasst.

Die Tuberkulose der Rinder ist eine sogenannte Zoonose, das heißt, der Erreger kann vom Tier auf den Menschen, aber auch umgekehrt vom Menschen auf Tiere übertragen werden.

Die Infektion wird in der Regel über Speichel und hochgehustete Sekrete aus den tiefen Atemwegen (Tröpfcheninfektion), durch die Luft (aerogen) und über Milch (oral) übertragen. Auch Infektionen über Harn und Sperma sind bekannt.

Die Rindertuberkulose ist eine chronische Infektionskrankheit, was bedeutet, dass infizierte Tiere über lange Zeit klinisch unauffällig bleiben können. Die Tuberkulose der Rinder (Mycobacterium bovis und Mycobacterium caprae) ist eine in Deutschland anzeigepflichtige Tierseuche.

Die Rindertuberkulose spielt heute in Europa und Deutschland nicht mehr die Rolle, die sie vor Jahrzehnten noch hatte. Durch intensive Bekämpfungsmaßnahmen wurde die zu Beginn des letzten Jahrhunderts noch weit verbreitete Krankheit erfolgreich zurückgedrängt.
Die zentralen Werkzeuge bei der Sanierung der Bestände waren die Pasteurisierung der Kuhmilch, die Prämierung von Milch aus Tuberkulose-freien Beständen sowie die zunächst freiwillige, später verpflichtende, regelmäßige Untersuchung aller Rinderbestände mittels intrakutanem Tuberkulin-Test, verbunden mit der Beseitigung von Reagenten (“Testung und Schlachtung”, Quelle LGL). Seit 1997 ist Deutschland amtlich anerkannt frei von Rindertuberkulose. Die amtliche Tuberkuloseüberwachung beim Rind erfolgt seit 1997 über die Schlachttier- und Fleischuntersuchung, bei der seitdem nur noch vereinzelt Tuberkulosefälle registriert wurden.

Rotwild Tuberkulose Kopflymphknoten vergrößert (Bildquelle: LGL)
Rotwild Tuberkulose Kopflymphknoten geöffnet (Bildquelle: LGL)

Eine erneute Zunahme von Tuberkuloseausbrüchen wurde jedoch in den Jahren 2008/2009 und 2012/2013 mit einem Schwerpunkt in der Region Allgäu (LK OA) und im Karwendel registriert. Neben einer Häufung von Tuberkulosenachweisen bei Rindern ist hier vor allem auch das Rotwild mit dem Erreger M. caprae infiziert, wie im Rahmen des Rotwildmonitorings aufgedeckt wurde.

Bei Wildtieren sind sogenannte Reservoirwirte (z.B. Rothirsch, Dachs in unseren Breiten) bekannt, in denen ein ständiger Kreislauf des Infektionsgeschehens bei allen Altersgruppen aufrechterhalten wird. Sie stellen eine Ansteckungsquelle für andere empfängliche Tierarten dar. Mit dem natürlichen Vorkommen von einzelnen Tuberkulosefällen in Wildtierpopulationen ist grundsätzlich immer zu rechnen.