Hepatitis E – Sind Jäger besonders gefährdet?

Im Zusammenhang mit einer steigenden Zahl gemeldeter Fälle von Hepatitis E beim Menschen in Europa werden immer wieder Haus- und Wildschweine als Virusreservoir und Ansteckungsquelle diskutiert.

In vielen Entwicklungsländern ist die Hepatitis E eine der häufigsten Lebererkrankungen des Menschen, wobei hier in der Mehrheit der Fälle eine Infektion mit den Hepatitis-Viren über verunreinigtes Trinkwasser und von Mensch zu Mensch (schlechte Küchenhygiene, Kontamination mit Fäkalien) erfolgt.

Hepatitis (Mehrzahl: Hepatitiden) allgemein

Eine Hepatitis ist eine Entzündung der Leber, die verschiedenste Ursachen haben kann. So können unter anderem virale Infektionen, aber auch Medikamente, Gifte und Alkohol zu einer Leberentzündung führen. Bei der Autoimmunhepatitis greift das eigene Immunsystem Leberzellen an, wodurch es zur Leberentzündung kommt. Die Behandlung richtet sich deshalb nach der Ursache.

Ein erster Hinweis auf die Leberentzündung können erhöhte Leberwerte im Blut sein. Umgangssprachlich wird eine Hepatitis auch Gelbsucht genannt. Dies geht auf das auffälligste und auch am häufigsten auftretende Symptom bei einer Leberentzündung zurück: Eine Gelbfärbung der Haut und des Augapfels.

Klinisch unterscheidet man eine akute von einer chronischen Hepatitis. Eine chronische Hepatitis liegt vor, wenn die Entzündung länger als sechs Monate anhält.

Was sind Virale Hepatitiden?

Die Hepatitiden A, B, C, D und E sind klassische Virushepatitiden. Diese Leberentzündungen werden durch verschiedene „Hepatitisvirenarten“ hervorgerufen.

Gemeinsam haben sie nur ihr befallenes Zielgewebe, die Leber, bei dem sie eine Leberentzündung  auslösen. Die Hepatitis B und die Hepatitis C verlaufen in der Regel chronisch und im Endstadium der Krankheit kommt es in der Regel zu einer Leberzirrhose.

Hepatitis A
Die Hepatitis A wird durch das Hepatitis A-Virus hervorgerufen. Die Infektion wird über verunreinigtes Trinkwasser und Nahrungsmittel aber auch sexuell übertragen. Die Inkuba-tionszeit (Zeit vom Viruskontakt bis zu den ersten Krankheitssymptomen) beträgt 2 bis 6 Wochen.  In der Regel heilt die Erkrankung vollständig aus. Eine chronische Hepatitis A gibt es nicht.

Hepatitis B
Die Hepatitis B wird durch das Hepatitis B-Virus hervorgerufen. Das Virus wird bei Blut- oder Sexualkontakte übertragen. Die Inkubationszeit beträgt 30 bis 180 Tage. Sie verläuft in der Regel akut, wobei oft keine Symptome auftreten, kann aber auch in eine chronische Infektion übergehen.

Hepatitis C
Die Hepatitis C wird durch das Hepatitis C-Virus hervorgerufen. Sie verläuft sehr häufig unbemerkt, jedoch entwickeln Infizierte meist eine chronische Form.

Hepatitis D
Die Hepatitis D kommt nur bei gleichzeitig bestehender Hepatitis B-Infektion vor.

Unterschätzt wird bislang noch die Verbreitung dieser Hepatitis D. In Deutschland wird die Zahl der Infizierten auf aktuell rund 30.000 geschätzt, weltweit dürften 15 bis 20 Millionen Menschen eine Hepatitis D aufweisen.

Hepatitis E

Die Hepatitis E ist vor allem in südostasiatischen, zentralasiatischen und indischen Regionen verbreitet. In unseren Breitengraden ist sie bisher vor allem als Reiseinfektion (z.B. nach Kontakt mit Fäkalien oder verunreinigtem Trinkwasser) aufgetreten.

Die Zahl der Hepatitis E-Fälle beim Menschen in Deutschland, die nie im Ausland waren, hat sich in den vergangenen Jahren in Deutschland jedoch kontinuierlich erhöht, so dass die Quelle der Infektion woanders gesucht werden muss. Die Infektion des Menschen erfolgt hier vermutlich durch Kontakt mit lebenden Tieren, v.a. Haus- und Wildschweinen, und daraus hergestellten Produkten.

Als weiteren potenziellen Übertragungsweg sind Bluttransfusionen und Organtransplantationen zu nennen. Seit 2002 besteht eine Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz.

Symptome und Verlauf einer Hepatitis

Viele Hepatitis-Infektionen verlaufen ohne Beschwerden oder mit unspezifischen Symptomen wie leicht erhöhter Temperatur, Appetitlosigkeit oder Druckschmerz im Oberbauch, so dass die Betroffenen die Krankheit gar nicht bemerken. Oft entwickeln die Patienten eine Gelbsucht.

Im Gegensatz zur Hepatitis A können die Hepatitis B und die Hepatitis C chronisch werden. Die Krankheiten verlaufen oft schleichend und werden erst entdeckt, wenn sie bereits chronisch sind und die Leber bis hin zu einer Leberzirrhose zerstört haben.

Hepatitis E – Vorsicht im Umgang mit Wildschweinen?!

In den letzten Jahren wurde in der Presse immer wieder über einen Anstieg von humanen Infektionen mit dem Hepatitis E-Virus (HEV) in Deutschland berichtet. Ein erheblicher Anteil der Infektionen haben in „Gefährdungsgebieten“ in Südasien, Westafrika und Mittelamerika z.B. über mit Fäkalien verunreinigtes Trinkwasser stattgefunden.

Ein nicht zu unterschätzender Anteil von Infektionen ist jedoch über den direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder über kontaminierte Lebensmittel erfolgt.

Neben Hausschweinen stellen v.a. Wildschweine ein Reservoir für diesen Zoonose-Erreger dar.

Hepatitis E- eine unterschätzte Gefahr?

Mediziner sehen die Hepatitis E als eine deutlich unterschätzte Infektionserkrankung an, die längst nicht mehr nur eine „Tropenkrankheit“ ist. Mindestens 17 % der in Deutschland lebenden Bevölkerung haben eine Infektion mit dem Hepatitis-E-Virus (HEV) durchgemacht, wie Antikörper-Studien zeigen. Der Nachweis von Antikörpern beweist den Kontakt mit dem Virus. Der Wert bei Jägern liegt geringfügig höher im Vergleich zu dem der „Normalbevölkerung“.

Meldungen von HEV-Infektionen an das Robert Koch-Institut haben sich seit dem Jahr 2000 mehr als verzehnfacht. Es muss von über 100.000 Infektionen jährlich ausgegangen werden, wobei die Infizierten die Infektion nicht bemerken, da keinerlei Symptomatik auftritt.

Bei immunsupprimierten Personen kann die Krankheit auch einen schweren chronischen Verlauf nehmen.

Erreger

Die Hepatitis E wird durch eine Infektion mit dem Hepatitis E-Virus (HEV) verursacht.

Tatsächlich wurde Hepatitis E erst im Jahr 1980 als eigenständige Erkrankung identifiziert, als man eine vermeintliche Hepatitis-A-Epidemie in Indien genauer untersuchte. Dabei entdeckte man, dass für den Krankheitsausbruch nicht Hepatitis-A-Viren, sondern ein neuer Typ von Viren verantwortlich ist. Er wurde als Hepatitis-E-Virus bezeichnet.

Für den hauptsächlich in Deutschland und anderen Industrienationen vor­kom­men­den Virustyp 3 stellt das Hausschwein das wichtigste tierische Reservoir dar. Wildschweine spielen ebenfalls eine gewisse Rolle. Andere Wildtiere, z.B. Reh, Rothirsch und Elch, sind von untergeordneter Bedeutung, jedoch erfolgen auch hier immer wieder positive Nachweise. Weitere Erregerreservoirs sind Schafe, Affen, Ratten und Mäuse.

Infektionsweg

Während die HEV-Infektion in den Tropen in der Regel durch mit Fäkalien verunreinigtes Trinkwasser übertragen wird, spielt dieser Übertragungsweg in Industrienationen aufgrund der guten Trinkwasserhygiene keine Rolle. Stattdessen erfolgt hier die Infektion des Menschen durch Kontakt mit lebenden Tieren oder aus ihnen gewonnenen Lebensmitteln, z.B. unzureichend gegartes Schweine- bzw. Wildschwein­fleisch oder Rohprodukte daraus.

Filtrierende Orga­nismen wie Muscheln können im Wasser vorkommendes Hepatitis E-Virus anreichern und so eben­falls als Infektionsquelle dienen. Eine Mensch-zu-Mensch-Über­tragung ist über Schmier­infektionen möglich.

Zu den Risikogruppen zählen vor allem Jäger, Waldarbeiter, Schweinezüchter oder Schlachthofmitarbeiter.

Klinische Symptomatik

Die akute Hepatitis E-Infektion verlauft vergleichbar zur Hepatitis A. Beide Erkrankungen sind anhand klinischer Symptome kaum voneinander zu unterscheiden. Die Inkubationszeit beträgt mehrere Wochen.
Die Erkrankung verläuft bei immunkompetenten Menschen in 99 % der Fälle „ohne Auffälligkeiten“ und heilt in der Regel folgenlos aus.
Falls die Infektion mit Symptomen verläuft, kommt es im Regelfall nach circa zwei bis drei Wochen zur spontanen Besserung und Ausheilung.
Bei älteren Personen, Patienten mit chronischen Lebererkrankungen und Schwangeren sind schwerwiegende Verläufe mit Leberversagen zu beobachten, es kommt zu Todesfällen.
Chronische Verläufe treten vor allem bei Immunschwäche (z. B. HIV-Infektion) oder immunsupprimierten Patienten auf. Auch chronische Verläufe können ohne große Symptomatik verlaufen, können aber zu einer Leberzirrhose führen.

Im Falle von chronischen Infektionen muss davon aus­ge­gan­gen werden, dass das Virus ausgeschieden wird, solange die Infektion besteht.

Neben unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Muskel- und Gelenksbeschwerden, Druckgefühl im Oberbauch und Fieber treten später typische Symptome einer Leberfunktionsstörung (Gelbsucht, Dunkelfärbung des Urins, aber Entfärbung des Stuhls) auf.

Therapie

Eine ursächliche, gegen das Virus gerichtete Therapie, steht nicht zur Verfügung und ist aufgrund des meist nur leichten Krankheitsverlaufes in der Regel auch nicht erforderlich. Daher erfolgt die Behandlung der Symptome.

Kommt es bei einer Schwangeren aufgrund der Hepatitis E zu einem Leberversagen, bleibt als letzte therapeutische Möglichkeit oft nur die Lebertransplantation.

Ein Impfstoff gegen Hepatitis E (Genotyp 1) ist in China seit Anfang 2012 zugelassen, für Europa aber nicht verfügbar.

In Deutschland ist die Erkrankung nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig.
Seit dem 1. 1. 2020 müssen Blutprodukte in Deutschland auf eine HEV-Kontamination getestet werden.

Kein Grund zur Panik – Empfehlungen zum Gesundheitsschutz

Zum Schutz vor einer möglichen Infektion mit Hepatitis E -Viren über die Wildschweinjagd wird vor allem der Jägerschaft dringend empfohlen, auf die hygienischen Bedingungen beim Aufbrechen, Zerlegen und Zubereiten von Produkten von Schweinen, Wildschweinen und anderem Wildbret zu achten. Vor allem der Verwendung von Handschuhen kommt eine große Bedeutung zu.

Wildbret, v.a. vom Wildschwein sowie dessen Innereien sollten vor dem Verzehr immer gut durcherhitzt werden (kein roter Fleischsaft läuft mehr aus), auf einen Verzehr von Letzteren, auch im Hinblick auf eine potentielle Belastung mit perfluorierten Umweltchemikalien („PFC“), sollte lieber ganz verzichtet werden.  Geräucherte und länger gereifte Produkte bergen ein geringeres Risiko als z.B. Carpaccio vom Schwarzwildbret.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) rät vor allem bei Reisen in die „Risikogebiete“:

  • Nicht abgekochtes Leitungswasser und daraus hergestelltes Eis zu meiden,
  • von einem Verzehr von rohen oder nicht ausreichend erhitzten Speisen abzusehen.

© Martin Weber; Beim Verarbeiten rohen Fleisches sollte die Hygiene beachtet werden (Symbolbild).

Falsch: Beim Aufbrechen von Wildtieren sollten Jäger immer Gummihandschuhe tragen. (Foto: © WiSiTiA/hh)

Hepatitis beim Hund

Bei der Hepatitis contagiosa canis handelt es sich um eine generalisierte Virusinfektion mit dem caninen Adenovirus -1 (CAV-1). Das Virus kommt weltweit vor, ist gegenüber der Umwelt resistent und überlebt einige Wochen bei Zimmertemperatur.

H.c.c. – Hepatitis contagiosa canis – wie die ansteckende Virusleberentzündung beim Hund auch genannt wird, ist nicht auf den Menschen übertragbar. Die Tier-zu-Tier-Übertragung erfolgt über direkten Kontakt oder durch Kot, Urin und Speichel. Die Inkubationszeit beträgt 2-5 Tage. H.c.c. kann eine akute oder auch eine chronische Verlaufsform haben. Eine wirklich sichere Diagnose kann zumeist erst am toten Tier gestellt werden.

Die Infektion erfolgt über den Nasen-Rachen-Raum (oronasal) und zwar vor allem durch die Aufnahme von Urin oder mit Urin verschmutztem Futter bzw. Wasser. Anschließend vermehrt sich das Virus in den Mandeln und gelangt in die regionalen Lymphknoten. Eine massive Virusausschüttung ins Blut, die meist mit Fieber einhergeht, führt zur Besiedelung der Blutgefäße und vieler Organe (Leber, Nieren und Augen). Durch die dort stattfindende Virusvermehrung kommt es zu Zellschäden  mit mehr oder weniger ausgeprägten, entsprechenden klinischen Symptomen innerhalb weniger Tage, wie Fieber, Apathie, Erbrechen, Durchfall, Durst, verweigerte Nahrungsaufnahme, Leibschmerzen und Gelbsucht. Außerdem kann es durch die Zerstörung der Gefäßwände zu Blutungen und Ödemem kommen. Ein akuter Verlauf endet für den Hund häufig tödlich. Dies gilt vor allem für junge, ungeimpfte Hunde. Je akuter der Verlauf, desto ungünstiger die Prognose.

Bleibende – jedoch nicht lebensbedrohliche – Schäden der Nieren und der Leber sowie Veränderungen der Augenhornhaut sind Folgen nach überstandener H.c.c.