Wolf und Jagd – Feldkirchner Jagdrunde

Das Thema könnte aktueller nicht sein. Gerade in den letzten Wochen und Monaten häufen sich die Meldungen über Wolfsrisse oder Wolfssichtungen in Bayern: Von Garmisch Partenkirchen bis in die Rhön, vom Frankenwald bis nach Passau oder Friedberg, von Neustadt/Aisch bis Miesbach – der Wolf ist nach Bayern zurückgekehrt.
Der Bayerische Jagdverband hat deshalb im Rahmen der Feldkirchner Jagdrunde zu einem Gedankenaustausch zum Thema Wolf eingeladen. Diesmal übrigens zum ersten Mal als Online-Veranstaltung. Dazu konnten namhafte Experten aus Wissenschaft und Praxis gewonnen werden: Prof. Dr. Dr. Sven Herzog vom Lehrstuhl für Wildökologie und Jagdwirtschaft der Technischen Universität Dresden, Prof. Dr. Hans-Dieter Pfannenstiel, Zoologe an der Freien Universität Berlin, Forstdirektor Ulrich Maushake vom Truppenübungsplatz Grafenwöhr.

 

Handlungsoptionen für den Umgang mit dem Wolf in Mitteleuropa

Prof. Herzog blickte in seinem Impulsreferat zunächst auf die Abstammung der Wölfe in Deutschland. und Europa. Derzeit, so der Wildökologe, gebe es in Europa zwei Wolfspopulationen, eine große, die baltisch-osteuropäische Population im Osten und eine kleinere, die Abrzuzzo-Alpine Population im Süden. In Bayern – das sei die Besonderheit zu anderen Bundesländern – mischten sich beide Populationen. Bayern fungiert quasi als Schmelztiegel der Populationen.

Ein Blick auf die Verbreitungsgebiete des Wolfes in Europa zeigt, dass sich der Wolf vor allem genau in den Regionen ausbreitet, in denen es auch Rotwild gibt. Schließlich gilt das Rotwild als Nahrungsbasis des großen Beutegreifers.

Kritisch bewertete Herzog die Wolfspolitik In Deutschland. Hier setze man beim Umgang mit dem Wolf vor allem auf die „wait and see“-Strategie. Doch diese Form des Managements könne nicht aufgehen, betonte der Wissenschaftler aus Dresden. Seiner Meinung nach gebe es in der Bundesrepublik kein richtiges Konzept für den Umgang mit dem Wolf, sondern nur Insellösungen für Detailfragen.
Ein Beispiel dafür sei der Schutz der Weidewirtschaft: Nur zäunen oder der Einsatz von Herdenschutzhunden könne nicht wirken, so Herzog. Entscheidend sei in jedem Fall, dass die Scheu vor dem Menschen aufrechterhalten werde. Herdenschutz könne sehr wohl funktionieren, aber ausschließlich nur, wenn die Scheu vor dem Menschen erhalten bliebe. Voraussetzung dafür wiederum sei nach Herzog die Bejagung.

Ein Blick auf die unterschiedlichen Managementkonzepte in anderen Ländern bestätige dies. Die wenigsten Übergriffe auf Weidevieh durch Wölfe gebe es immer dort, wo eine nachhaltige Nutzung des Wolfes gegeben sei. Gemeint sei damit eine planmäßige Bejagung, die dem Wolf nicht schade. Die totale Unterschutz-Stellung des Wolfes ohne eine vorsichtige Entnahme schade, so Herzog, dem faszinierendem Tier eher als dass sie ihm nutze. Denn ohne Bejagung sei die Gefahr, dass der Wolf die Scheu vor dem Menschen verliert, um so größer. Dann aber nehme die Akzeptanz gegenüber dem Wolf immer mehr ab. Das jedenfalls sei schon heute in den Regionen zu erkennen, in denen der Wolf massive Schäden verursacht.

Ähnlich kritisch bewertete auch Prof. Pfannenstiel die gegenwärtige Wolfspolitik.  Derzeit lebten in Deutschland 105 Wolfsrudel und 28 Paare, das heiße, im nächsten Jahr sei mit rund 130 Rudeln zu rechnen, das seien über 1.000 Wölfe im Land. Der größte Anteil davon lebet in Brandenburg. Dort wurden bisher 41 Rudel und 8 Paare festgestellt. 40 Prozent der Wolfswelpen werden in Brandenburg gewölft. Für Pfannenstiel sei es nicht mehr zu begründen, dass der Wolf in Anhang IV der FFH-Richtlinie eingeordnet werde. Seiner Meinung nach habe der Wolf längst den günstigen Erhaltungszustand erreicht. Deutschland sei für den Wolf nicht nur ein Einwanderungsland, sondern längst auch schon zum Durchgangs-Standort in andere europäische Staaten geworden.

Forstdirektor Ulrich Maushake vom Truppenübungsplatz Grafenwöhr berichtete, dass auf dem Truppenübungsplatz seit 2016 Wölfe dazugehörten. In Grafenwöhr selbst gebe es aber bisher noch kein Rudel, wohl aber in den angrenzenden Forsten, wie etwa im Veldensteiner Forst. Dort etabliere sich gerade das dritte Rudel. Der Bundesförster dokumentierte vor allem seine Beobachtungen. Interessant dabei, dass sich bisher jedenfalls ein weitgehend friedliches Miteinander von Wölfen und Rotwild gezeigt habe. So benutzen Rotwild und Wolf etwa oft die gleichen Wechsel, sie stellten sich auf einander ein. Auch in Grafenwöhr sei das Rotwild die Hauptnahrungsbasis für den großen Beutegreifer, deshalb wurde der Abschuss um einen Wolfsfaktor zurückgefahren.

Die Referenten waren sich einig, dass der Wolf mittlerweile in Deutschland einen günstigen Erhaltungszustand erreicht hat. Sie wollen dem Wolf nicht schaden, sondern mit einer gezielten Bejagung schützen. Nur über die Bejagung könne es gelingen, die Scheu vor dem Menschen aufrecht zu erhalten.

 

Foto: Andreas Lettow, piclease

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