Die tödliche Gefahr für Amseln

Im Jahr 2010 wurde das Usutu-Virus (USUV) erstmals in Deutschland als Ursache eines Amselsterbens nachgewiesen. Seitdem hat sich das Virus im Laufe der Jahre immer weiter ausgebreitet. Seit 2018 hat es das Usutu-Virus in fast alle Regionen Deutschlands geschafft.
Um die Auswirkungen von Usutu auf die Vogelbestände zu untersuchen, sind Ergebnisse von Wildvogel-Zählaktionen (z.B. Stunde der Gartenvögel) genauso wichtig wie Untersuchungen toter Wildvögel, v.a. von Singvögeln.
Auch wenn es nicht möglich ist, in das Seuchengeschehen einzugreifen, ist es doch wichtig, den Überblick über das Infektionsgeschehen zu behalten, indem möglichst viele tote Amseln (und andere tot aufgefundene Singvögel) untersucht werden. Ansonsten sollen tote Vögel zur Unterbrechung der Virusverbreitung vergraben oder über den Hausmüll entsorgt werden.

Auch wenn das Infektionsrisiko äußerst gering ist, gelten im Umgang mit jedem Totfund zum Eigenschutz grundsätzliche Hygieneregeln. Ein Umgang mit toten Vögeln sollte also nur mit Handschuhen und einer auslaufsicheren Verpackung erfolgen.

Nachgewiesenermaßen hat das Usutu-Virus die Fähigkeit erworben, selbst in harten Wintern zu überleben. Damit gilt es als in Westeuropa dauerhaft etabliert.

Was ist das Usutu-Virus?

 Vor 50 Jahren haben Wissenschaftler erstmals das Usutu-Virus aus Stechmücken aus Südafrika isoliert. 1996 trat das nicht nur für Amseln gefährliche Virus erstmals außerhalb von Afrika auf. 2010 wurde es in Deutschland nachgewiesen.

 In den Jahren 2011 und 2012 sowie 2018 kam es zu einem Massensterben mit Zehntausenden Vögeln, auch in Bayern. Im Sommer 2019 wurde das Virus in Bayern wieder nachgewiesen, im oberbayerischen Poing bei München verstarben sehr viele Amseln.

Wo kommt das Virus her?

Das Usutu-Virus kommt ursprünglich aus Afrika, benannt wurde es nach dem Usutu-Fluss im Königreich Eswatini, dem ehemaligen Swasiland. Es ist u.a. mit dem West-Nil-Virus verwandt und wird von Stechmücken übertragen. Das Virus wandert in die Eier der Mücken, so dass bereits die schlüpfenden Larven infiziert sind, weshalb es nur im Sommerhalbjahr auftritt.

Wie verbreitet sich das Virus?

Wildvögel sind die natürlichen Wirte für das Usutu-Virus. Hierzulande sind vor allem Amseln betroffen, aber auch Bartkäuze, Blaumeisen, Haussperlinge, Kohlmeisen, Singdrosseln und Kleiber sind empfindliche Vogelarten. USUV  wird  von  auf  Vögel  spezialisierten  Stechmückenarten übertragen. Das  Virus  kursiert  sozusagen in  einem  Vogel-Stechmücken-Vogel-Kreislauf.

Welche Symptome zeigen Vögel?

Infizierte Individuen „empfindlicher“ Vogelarten sterben an einem Multiorganversagen, während die Infektion bei Säugetieren und Menschen i.d.R. einen harmloseren Verlauf nimmt. Ein Vogelsterben ist deshalb ein erster  Indikator, dass das Usutu-Virus vorhanden ist. Mit fortschreitender Erkrankung führt die Infektion zu Störungen im zentralen Nervensystem, die Vögel beginnen zu taumeln oder verdrehen unnatürlich den Kopf. Sie werden apathisch, sitzen ungeschützt herum und flüchten nicht mehr. In der Regel verenden sie innerhalb von wenigen Tagen.

Ist das Usutu-Virus auch für den Menschen gefährlich?

Der Mensch ist grundsätzlich kein natürlicher Wirt für das Virus. Dennoch kann es über Stechmücken theoretisch auf den menschlichen Organismus übertragen werden. Bei Menschen sind die Symptome ähnlich den Symptomen einer Sommergrippe. Bei älteren Menschen oder Menschen mit einer Immunschwäche können deutlich schwerwiegendere Verläufe auftreten, mit hohem Fieber, starken Kopfschmerzen, Hautausschlägen und bis hin zu einer Gehirnentzündung (Enzephalitis).

Tropenviren durch immer mehr Mückenarten

Virologen stellen fest, dass von Jahr zu Jahr (als Folge des Klimawandels?) mehr Mückenarten in Deutschland tropische Viruserkrankungen übertragen, zum Beispiel das Dengue-Fieber durch die Tigermücke.

Wie kann ich einer Infektion mit dem Usutu-Virus vorbeugen?

Um jedes noch so kleine Risiko ausschließen zu können, wird zur Vorbeugung einer Usutu-Infektion von Seiten der Mediziner empfohlen, sich vor Mückenstichen zu schützen. Das geschieht am wirkungsvollsten über geschlossene Kleidung, den Einsatz geeigneter Abwehrmittel (Anti-Mücken-Spray) und auch durch Moskitonetze. Meiden Sie mückenträchtige Gebiete. Ebenfalls vermieden werden sollten größere Wasseransammlungen an Häusern oder in Gärten, da sich zum Beispiel in Regenwassertonnen hunderte Mückenlarven entwickeln. Möglich ist hier auch die Verwendung spezieller Eiweißtabletten, die für Mensch und Tier ungefährlich sind, jedoch Mückenlarven im Wasser abtöten.

Mit lebenden oder toten Wildvögeln sollte stets vorsichtig umgegangen werden, auch wenn sie das Virus nicht direkt auf den Menschen übertragen können. Der unmittelbare Kontakt mit frei lebenden Vögeln sollte immer vermieden werden. Ihre Berührung erfolgt am besten nur mit Handschuhen. Nach einem solchen Vorfall ist es erforderlich, die Hände gründlich zu waschen und sie zu desinfizieren. Besondere Vorsicht ist auch geboten, wenn Haustiere mit infizierten Vögeln Kontakt haben oder hatten.