Europäischer Wolf

(Canis lupus lupus)

Der Wolf, der Stammvater aller Haushunde, war das Tier des Jahres 2003. Damit wurde ein Tier ausgewählt, dass in Deutschland lange Zeit ausgestorben war. Mittlerweile ist der Wolf über Polen zurückgekehrt. Nur wenige Tierarten genießen beim Menschen einen solch schlechten Ruf wie der Wolf. Das Vorkommen dieses Raubtieres aus der Familie der Hunde beschränkt sich auf die Nordhalbkugel. In Europa ist das Hauptverbreitungsgebiet des Europäischen oder Eurasischen Wolfes der osteuropäische Raum von Nordrussland bis in die Karpaten und den Balkan. Geringere Bestände konnten auch in den nördlichen Gebieten der iberischen Halbinsel, in Italien und in Schweden beobachtet werden.

Die Farbe seines Fells kann alle Brauntöne aufweisen, inklusive weißen und schwarzen Färbungen. Das Fell ist relativ lang und rau. Auffallend sind die oftmals sehr ausgeprägten Gesichtszeichnungen (Masken).

Wölfe haben ein großes Repertoire an Körpersprache, Lauten und Duftstoffen. In Körpersprache und Mimik drücken sie ihre Stimmung und ihren sozialen Rang aus.

Wölfe besiedeln feste Territorien, die Hunderte von Quadratkilometern groß sein können. An markanten Punkten markieren sie das Revier mit Kot und Urin. Durch Heulen grenzen sie ihr Revier ab und nehmen Kontakt zu anderen Wölfen auf.

Wölfe sind reine Fleischfresser und ihr Beutespektrum reicht von der Maus bis zum Elch, wobei sich der Beuteplan an dem orientiert, was verfügbar ist. In Europa ernähren sie sich hauptsächlich von Hirschen, Rehen, jungen Wildschweinen und von Nutztieren, wie Schafe und Ziegen. Gelegentlich stellen Wölfe auch Reptilien, Vögeln und sogar Insekten nach. Bei Nahrungsknappheit kann es vorkommen, dass Wölfe Müllhalden nach Essbarem durchstöbern, auch tote oder überfahrene Tiere ergänzen dann ihren Nahrungsplan. Insgesamt braucht ein ausgewachsener Wolf ca. vier Kilogramm Fleisch täglich.

Wölfe leben in einem Sozialverband, der aus den Elterntieren und Nachkommen aus den vorangegangenen Jahren besteht. Die Rudelgröße schwankt je nach Lebensraum zwischen drei und – in seltenen Fällen – 20 Tieren. Es gibt aber auch einzelziehende Wölfe. Dabei handelt es sich entweder um Jungtiere, die aus dem Rudel gedrängt wurden und auf der Suche nach einem Partner sind, oder um die rangniedrigsten Tiere eines Rudels, die lediglich einen großen Abstand zur restlichen Gruppe wahren.

Interessant ist auch das Sozialverhalten des Wolfes. An erster Stelle der Rangordnung steht ein dominantes Paar. Dieses gibt die Aktivitäten des Rudels hinsichtlich Jagd, Revierverteidigung und -abgrenzung sowie Fortpflanzung vor. An der untersten Rangstelle befinden sich die einjährigen Tiere und die Welpen. Jungtiere wandern meist mit 1-3 Jahren ab. Manche siedeln sich in unmittelbarer Nachbarschaft an, andere wandern viele hundert Kilometer weit.

Die Ranzzeit dauert bei Wölfen etwa von Dezember bis Februar. Während der Paarungszeit kommt es im Rudel zu Machtkämpfen und einer Überprüfung der Rangordnung. Nach etwa 63 Tagen Tragzeit bringt die Wölfin in einer Höhle zwei bis acht Junge zur Welt. Die Aufzucht der Jungen wird vom Rudel gemeinsam durchgeführt.