Greife und Falken

Die Greifvögel werden unterteilt in die Habichtsartigen und die Falken, manchmal wird der Fischadler auch als eigenständige Familie gewertet. Alle Arten gehören zum jagdbaren Wild, sind aber in Bayern grundsätzlich geschont.

In Deutschland sind drei Falkenarten heimisch: der große Wanderfalke, der ihm ähnlich sehende kleinere Baumfalke und der Turmfalke.

Falken sind dank ihres langen Schwanzes und der spitzen Flügel die schnellsten Greifvögel. Ihre Spezialität ist die Jagd in der Luft, ihre Hauptbeute sind Vögel. Während Wanderfalke und Baumfalke Luftjäger sind, erbeutet der Turmfalke seine Beutetiere, vorwiegend Mäuse, am Boden. Gelegentlich werden von ihm auch Vögel und Insekten genommen.

Zur Familie der Habichtartigen gehören die Gattungen der Bussarde, Weihen, Habichte und Sperber.

 

Baumfalke

Baumfalke

Mit ihren sichelförmigen Flügeln wirken sie wie große Mauersegler. Viel größer und massiger ist dagegen der Wanderfalke (Falco peregrinus), der 39-50 cm lang wird und mittelgroße Vögel, wie Tauben, Enten und Strandvögel, erbeutet. Die Unterseite des Wanderfalken ist fein graubraun gebändert, während sie beim Baumfalken Längsstreifen aufweist und in “roten Hosen” endet. Baumfalken jagen bevorzugt an Waldrändern, in Gewässernähe und über Schneisen, wo sie Insekten und Schwalben fangen. Diesen folgen sie sogar bis ins afrikanische Winterquartier. Jungvögel haben noch keine “roten Hosen” und sind oberseits brauner als die adulten Baumfalken. Kleine, schnittige Falken, die an einem Sommerabend Libellen oder andere Insekten fangen und im Flug verzehren, sind meist Baumfalken, im südöstlichen Europa auch Rotfußfalken (Falco vespertinus). Jagen sie aber in rasendem Flug Schwalben, handelt es sich gewiss um Baumfalken.

Baumfalke Ruf Paar

Baumfalke

 

Turmfalke

Der Turmfalke ist nach dem Mäusebussard der häufigste Greifvogel in MEU. Da er sich auch Städte und Siedlungen als Lebensraum erobert hat, kann der Turmfalke durchaus als Kulturfolger bezeichnet werden.

Man sieht ihn oft im Ansitz auf Pfosten, Masten oder Bäumen oder im Rüttelflug in der Luft “stehen”, daher auch das Synonym „Rüttelfalke“, bevor er blitzschnell auf seine bevorzugte Beute -Mäuse- hinabstößt. Beim Rütteln wird der Schwanz weit gefächert. Dann ist gut zu erkennen, ob es sich um ein erwachsenes Männchen oder um ein Weibchen handelt: Männchen haben einen grauen Schwanz mit breiter, schwarzer Endbinde. Beim Weibchen dagegen ist der Schwanz rötlich- braun wie das übrige Gefieder und gebändert.

 

Wanderfalke

Der Wanderfalke ist der größte bei uns heimische Falke. Weibchen können ein Gewicht von über 1000g erreichen, Männchen wiegen in der Regel 200-300g weniger. Die Oberseite ist blaugrau-schiefergrau gefärbt, die Unterseite wie beim Habicht gesperbert, die Kehle auffällig weiß. Ein typisches Merkmal der Falken ist der schwarze Bartstreif, der bei Wanderfalken besonders stark ausgeprägt ist. Jungvögel erkennt man an ihrer dunkelbraunen Oberseite und der kräftigen bräunlichen Tropfung auf der lehmfarbenen Unterseite. Man nennt junge Baumfalken auch Rotfalken.

Dieser große Falke ist nahezu weltweit verbreitet, da seine Ansprüche an den Lebensraum gering sind: Er braucht freie Flächen für die Luftjagd auf Vögel bis Reihergröße und frei zugängliche Brutplätze in Felsen und auf Gebäuden. Auch baumbrütende Populationen kommen vor. Die Gelegegröße beträgt meist 3-4 Eier. Beide Eltern brüten 29-32 Tage, es schließt sich eine Nestlingszeit von 35-42 Tagen an. In den ersten 20 Tagen bringt das Männchen die Beute, das Weibchen bleibt am Horst. Danach jagen und wachen beide Eltern. Die Jungenführung dauert rund 2 Monate.

Bei der Jagd auf größere Distanzen erreicht er im freien Fall Geschwindigkeiten bis zu 350 Stundenkilometern. Beute, die sich kurz vor dem Zupacken in die Deckung fallen läßt, kann sich daher oft retten, da der Wanderfalke gar nicht so schnell bremsen und wenden kann. Die Erfolgsquote der Jagd liegt zwischen 50 und 60 %.

 

Bussard

Der Mäusebussard ist in Mitteleuropa der häufigste Greifvogel. Er kommt von der Küste bis ins Hochland fast flächendeckend vor. Lokal schwanken seine Bestände in Abhängigkeit vom Feldmausangebot, besonders im Winter können die Tiere aufgrund der Unerreichbarkeit der Beutetiere unter dem Schnee großen Hunger leiden. Neben Mäusen nehmen sie auch gerne Reptilien und Großinsekten, aber auch junge Hasen oder kranke Vögel können erbeutet werden. Dabei sind Bussarde ausdauernde Ansitzjäger. Gerne sitzen sie in der Nähe von Straßen, denn auch verunfalltes Wild und Aas steht auf ihrem Speisezettel.

Seinen Horst legt der Bussard bevorzugt in Waldrandnähe an, auch Lichtungen und Feldgehölze mag er, das Innere geschlossener Waldungen meidet er jedoch. In allen Baumarten kann man Bussardhorste finden. Im Alter von 2-3 Jahren brüten Bussarde zum ersten Mal. Mit ihren Balzflügen beginnen die Vögel im Februar/März. Der Horst wird auf Astgabeln in etwa 10-20 Meter Höhe gebaut. Ende März/Anfang April legt das Weibchen 2-4 Eier in einem Abstand von 2-3 Tagen. Die Jungen schlüpfen nach etwa 5 Wochen und sitzen noch 6-7 Wochen im Nest. Selbst nach dem Ausfliegen werden die Jungbussarde noch 45-55 Tagen von den Altvögeln versorgt, bevor sie selbstständig sind. Durchschnittlich werden pro Brut weniger als zwei Junge flügge, 50 % sterben noch im ersten Jahr. Bei gutem Feldmausangebot steigt der Bruterfolg des Mäusebussards.

 

Rohrweihe

Weihen sind seltene Brutvögel in Deutschland. Die Rohrweihe als größte der drei bei uns heimischen Weihenarten ist ein Brutvogel offener Landschaften in Wassernähe. An röhrichtreichen Gewässern, z.B. Flussauen, Teichen und Seen wird das Nest in dichten Schilf- und Röhrichtbeständen am Boden errichtet. In den letzten Jahren sind auch zunehmend Bruten in Getreide- und Rapsfeldern oder auf Grünland festgestellt worden. Das Jagdhabitat der Rohrweihe liegt ebenfalls in den Schilfgürteln und Verlandungszonen, Niedermooren und Wiesen. Die Rohrweihe ist kein Nahrungsspezialist, sondern erbeutet im für Weihen typischen Gaukelflug Kleinsäuger, Vögel, Amphibien und Reptilien, Fische und Großinsekten.

 

Sperber

Aufgeregtes Kreischen von Kleinvögeln ist plötzlich aus einem Gebüsch zu hören. Ein etwa taubengroßer Vogel hat sich in einen Strauch gestürzt und fliegt jetzt mit schnellen Flügelschlägen und einer Kohlmeise im Fang nur einige Meter weiter auf einen Baumstumpf. Federn stieben- der Sperber hat mit seiner rasanten Jagd wieder einmal Erfolg gehabt und beginnt gleich damit, seine Beute zu rupfen. Die Aufregung der mit dem Schrecken davon gekommenen Vögel dauert noch lange an. Besonders gern jagen Sperber, Weib wie Sprinz, Singvögel. Der Sperber ist ein “Kamikaze” unter den Greifvögeln.

Das Weibchen ist fast ein Drittel größer als das Männchen. Dabei erscheint der Sperber wie eine verkleinerte Ausgabe des Habichts. Vor diesem muss er sich auch in Acht nehmen, denn sein größerer Vetter macht gerne Jagd auf ihn. Da kommt ihm seine versteckte Lebensweise zu gute. Aus diesem Grund bekommen wir diesen kleinen, wendigen Greifvogel auch nur zu Gesicht, wenn in unseren Gärten Jagd auf Singvögel macht. Denn selten ist der Sperber eigentlich nicht.

 

Habicht

Beim Habicht ist das Weibchen deutlich größer und schwerer als das Männchen. Während das Männchen etwa 50 cm groß und 740 g schwer wird, können Weibchen 60 cm Größe erreichen und ein Gewicht von ca. 1130 Gramm. Dementsprechend jagen Weibchen und Männchen auch unterschiedliche Beutetiere. Vögel wie Amseln, Stare, Tauben und Rabenvögel stellen die Hauptbeute dar, gerne werden aber auch Hasen oder Kaninchen, die ihre Baue im Wald haben, erbeutet. Besonders gern jagen Habichte Tauben, die sie überfallartig überrumpeln. Dabei nutzen sie die vorhandene Deckung wie Hecken, Gräben und Häuser zum Überraschungsangriff aus. Außerdem betreiben Habichte auch Ansitzjagd, das heißt, sie sitzen auf einem Ast am Waldrand, warten auf Beute und starten dann ihre überraschenden Attacken.