Hantaviren

Was sind Hantaviren?

Hantaviren sind gefährliche Krankheitserreger (bes. in Südostasien), die weltweit verbreitet sind. In Europa kommen Hantavirus-Infektionen beim Menschen vermehrt im skandinavischen Raum, in Österreich und auf dem Balkan vor. In Amerika sind die Erreger nahezu auf dem gesamten Kontinent verbreitet.

Die Typen  von Hantaviren, die in Mitteleuropa und Deutschland vorkommen (Puumala- und Dobrava-Viren) sind dabei weniger gefährlich, als die in Amerika vorkommenden Hantaviren.

Bei einer Hantavirus-Infektion beim Menschen sprechen Mediziner je nach zugrundeliegendem Virustyp vom Hämorrhagischen Fieber mit Renalem Syndrom (HFRS), einer sehr schweren Krankheitsform, oder von der Nephropathia epidemica (NE). Erkrankungen beim Menschen, die aus einer Infektion mit dem Hantavirus resultieren, sind in Deutschland meldepflichtig.

Den Namen hat das Hantavirus von dem südkoreanischen Fluss Hantan-gang. Hier erkrankten in den 1950er Jahren Tausende Soldaten des Korea-Krieges an dem Virus, welches aber erst 1977 von Wissenschaftlern “identifiziert” wurde.

Zahl der Hantavirus-Fälle nimmt deutlich zu

Laut Robert-Koch-Institut (RKI) haben sich in Deutschland in den ersten vier Monaten dieses Jahres 564 Menschen mit dem Hantavirus infiziert, 83 davon in Bayern, wie das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) berichtet. Nach 2019 mit 293 Fällen in Bayern und einem „Erholungsjahr“ 2020 mit 32 humanen Erkrankungsfällen scheint das aktuelle Jahr wieder ein starkes „Hantavirus-Jahr“ zu werden. Häufungen sind in Unterfranken, Niederbayern und vereinzelt in Schwaben zu verzeichnen.

Das Auftreten von Hantaviren ist an die Verbreitungsgebiete der entsprechenden Wirtstiere, kleine Säugetiere, v.a. verschiedene eng verwandte Nagetierspezies gebunden. Jeder Virustyp hat sein spezielles „Reservoirtier“.

In jüngster Zeit wurden neue Hantaviren auch in „Nicht-Nagetieren“ wie Spitzmäusen, Maulwürfen und Fledermäusen nachgewiesen. Ob diese neu entdeckten Viren für den Menschen pathogen sind, ist bisher unbekannt. Weil vor kurzem in China, in der Provinz Yuhann, ein junger Mann an den Folgen einer Hantavirus-Infektion, die er sich durch Kontakt mit einer Ratte zuzog, starb, wird das Virus nun in Verbindung mit dem Corona-Virus gebracht und die Angst vor einer weiteren Pandemie geschürt. Das Risiko, sich mit dem Hantavirus zu infizieren, ist jedoch weitaus geringer im Vergleich zum aktuellen Coronavirus. Bisher ist es bei Hanta auch nicht zu einer Erregerübertragung von Mensch zu Mensch gekommen.

Erkrankung beginnt mit grippeartigen Symptomen

Eine Hantavirus-Infektion birgt die Gefahr schwerer Verläufe. Der überwiegende Teil der Infektionen verläuft jedoch in der Regel unbemerkt oder mild bzw. mit einer grippeähnlichen Symptomatik. Bei schweren Verläufen besteht auch die Gefahr eines Nierenversagens.

Vorsicht beim Reinigen von Kellern und Schuppen

Ein erhöhtes Risiko sich zu infizieren, besteht an den Orten, wo sich infizierte Nagetiere aufhalten und bei Tätigkeiten, bei denen Staub aufgewirbelt werden kann. Dies betrifft vor allem Holzarbeiten im Wald und Garten sowie die Reinigung von Kellern, Schuppen, Scheunen und Ställen. Vorsicht ist ebenfalls geboten, wenn Holz gestapelt oder umgeschichtet wird. Kontakt zu Nagern und deren Ausscheidungen sollten vermieden werden. Die Viren werden von infizierten Nagetieren mit dem Speichel, Kot oder Urin ausgeschieden. Selbst in getrocknetem Zustand sind die Erreger noch mehrere Tage ansteckend. Für eine Übertragung ist kein direkter Kontakt zu den betroffenen Nagern nötig. Meist werden Hantaviren mit aufgewirbeltem Staub eingeatmet. Eine Ansteckung ist ebenso durch einen Biss der Tiere möglich. Bei der Gartenarbeit können die Viren über kleine Verletzungen der Hau in den Körper eindringen. Auch eine Infektion über mit Ausscheidungen infizierter Nagetiere kontaminierte Lebensmittel ist möglich.

Infektionswege

Für Hantaviren stellen vor allem Nagetiere, insb. Mäuse und Ratten, und Spitzmäuse ein natürliches Erregerreservoir dar. Die Tiere tragen das Hantavirus in sich, ohne selbst zu erkranken. Eine Übertragung der Hantaviren auf den Menschen („Hantavirose“ = Zoonose!) erfolgt durch direkten Kontakt zu den Nagetieren, aber auch indirekt durch Aufnahme Virus-belasteter Stäube und über Ausscheidungsprodukte infizierter Tiere (Speichel, Urin und Kot). Waldarbeiter, Landwirte, Jäger und Soldaten im Feld sind besonders gefährdet. Die Ansteckungsgefahr ist aber auch bei der Gartenarbeit, beim Joggen oder Zelten in Gebieten mit starkem Nager-Befall, bei Arbeiten (und Aufhalten) in Gebäuden, in denen Nager vorkommen (z.B. alte Häuser, Schuppen, Garagen, Ställe) gegeben.

Durch Bisse infizierter Tiere und kleine Hautverletzungen ist ein Eindringen der Viren in den Körper ebenfalls möglich. Vor allem bei ungenügenden Rattenbekämpfungsmaßnahmen im Rahmen von Naturkatastrophen oder in Kriegsgebieten kann es zu gehäuftem Auftreten von Hantavirus-Infektionen kommen. Beim Verzehr von Lebensmitteln, die mit den Ausscheidungen eines infizierten Tieres kontaminiert sind, kann man sich das Hantavirus ebenfalls „einfangen“. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist hingegen nicht möglich.

Hantavirus-Infektion beim Menschen

Die Viren sind außerhalb des Wirtes bis zu rund zwei Wochen infektiös. Hantavirus-Infektionen können beim Menschen schwerwiegende Erkrankungen mit Beeinträchtigung der Nieren bis hin zum Nierenversagen hervorrufen. Da für Hantaviren in Europa bisher keine zugelassenen Impfstoffe für den Menschen existieren, kommt der Vorbeugung sehr große Bedeutung zu.

In Deutschland resultieren die meisten der humanen Hantavirus-Fälle aus einem „Kontakt“ mit der Rötelmaus.

In bestimmten Jahren kommt es zu Massen­vermehrungen von Rötelmäusen, und damit auch zu einer erhöhten Infektions­gefahr für die Bevölkerung. Der „Virustyp der Rötelmaus“ ist nur im südlichen und westlichen Teil Deutschlands gefunden worden. Im Übertragungszyklus des Fuchsbandwurmes spielt die Rötelmaus auch als Zwischenwirt eine tragende Rolle.

Ein zweiter Hantavirus-Typ, der im östlichen und nördlichen Teil Deutschlands vorkommt, wird von der Brandmaus, einer zweiten waldbewohnenden Maus, übertragen.

Anstieg an Hantavirus-Infektionen in Deutschland 2019

Die Zahl der Hantavirus-Fälle stieg im Jahr 2019 drastisch an, meldete das Robert-Koch-Institut (RKI). Damit ist das Jahr 2019 als „Ausbruchsjahr“ zu werten.

Folgende Regionen sind besonders betroffen:

  • der Bayerische Wald
  • die Schwäbische Alb
  • das Münsterland
  • der Osten Hessens
  • der Westen Thüringens
  • der Großraum Osnabrück
  • die Region Unterfranken
  • der Raum Stuttgart

Die Symptome beim erkrankten Menschen

Die Symptome sind davon abhängig, welcher Virustyp sie auslöst. Der Verlauf einer Infektion kann sowohl unbemerkt vonstattengehen, als auch tödlich verlaufen.

Sehr häufig kommt es zu Fieber (meist über 3 bis 4 Tage lang), grippeähnlichen Beschwerden (etwa Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen), Sehstörungen (u.a. Lichtempfindlichkeit), Rückenschmerzen,  Husten. Nach einigen Tagen kommen sehr oft Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen und Kreislaufstörungen (z.B. Blutdruckabfall) dazu.

Da die Nierenfunktion eingeschränkt werden kann, kann die Infektion in schweren Fällen zum Nierenversagen führen, Todesfälle sind selten.

In der Mehrzahl der Fälle tragen Betroffene zum Glück keine Folgeschäden nach einer Infektion mit Hantaviren davon.

Die Inkubationszeit zwischen Infektion und ersten klinischen Symptomen der Erkrankung ist variabel und beträgt ca. 1-5 Wochen.

Wie wird eine Hantavirus-Infektion behandelt?

Da es kein Medikament gegen die Viren gibt, werden lediglich die Beschwerden behandelt. Werden die Symptome nicht behandelt, kann auch die milde Form des Hantavirus tödlich enden.

Wie kann einer Infektion vorgebeugt werden?

  • Nach einem Aufenthalt im Freien, Hände gründlich waschen.
  • Nagetiere wie Ratten und Mäuse vom Wohnbereich (inkl. Keller, Dachboden, Schuppen) fernhalten.
  • Lebensmittel und Tierfutter verschlossen aufbewahren.
  • Abfall in verschlossenen Tonnen lagern.
  • Verstaubte Flächen vor der Reinigung mit Desinfektionsmittel einsprühen, benutzte Tücher und Schwämme entsorgen.
  • Kontakt zu Tieren und deren Ausscheidungen vermeiden.
  • Bei der Reinigung von Außenbereichen oder beim Entfernen von Mäusekot und toten Tieren sollten unbedingt Mundschutz und Handschuhe getragen werden!